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"Wir sind für die Zukunft bestens gerüstet"

Harald Ludwig ist seit 24. Februar 2020 der jüngste St. Pöltner Vizebürgermeister aller Zeiten.

Vizebürgermeister Harald Ludwig mit Rad. (Foto: Josef Vorlaufer)
Öffis oder Fahrrad? Harald Ludwig will seine Termine im kommenden Jahr so umweltschonend wie möglich durchführen. (Foto: Josef Vorlaufer)

St. Pölten Konkret hat sich mit dem gebürtigen Spratzerner getroffen, um mit ihm über die Stadtentwicklung, seine politischen Schwerpunkte und auch Privates zu sprechen.

St. Pölten Konkret: Wenn man sich Ihren Lebenslauf ansieht, fällt auf, dass Sie Ihre Kindheit in Galtür verbracht haben. Wie kam es dazu?
Harald Ludwig: Mein Vater war als gebürtiger St. Pöltner bei der Firma Voith tätig. Im Paznauntal in Tirol wurde damals ein Kraftwerk errichtet. Das war Ende der 60er Jahre. So hat mein Vater meine Mutter kennengelernt. Sie haben ihren Lebensmittelpunkt in Spratzern gefunden und dort bin ich auch geboren worden. Nach zwei Jahren Volksschule sind wir dann nach Galtür übersiedelt, wo meine Eltern Mitte der 80er Jahre eine Frühstückspension errichtet haben, die meine Mutter bis heute betreibt. Es war eine schöne Zeit im Paznauntal, zu Beginn habe ich damals aber auch die kulturellen Unterschiede zu spüren bekommen – obwohl man im eigenen Land ist und dieselbe Sprache spricht. Ich habe dieses Gefühl nie vergessen, wie es für Menschen sein muss, die ihre Heimat verlassen und sich in eine neue Kultur einbringen müssen. Das hat mich sozial geprägt.

St. Pölten Konkret: Was hat Sie dann wieder nach St. Pölten verschlagen?
Harald Ludwig: Ich wollte immer nach St. Pölten zurück, da ich hier vielfältige Chancen für mich gesehen habe. Ich habe den Grundwehrdienst hier abgeleistet und bin geblieben.

St. Pölten Konkret: Sie wurden dann bereits in sehr jungen Jahren Gemeinderat in St. Pölten.
Harald Ludwig: 2001 hat sich mir die Möglichkeit eröffnet, in den Gemeinderat zu gehen. Damals war ich mit 23 Jahren das jüngste Mitglied. Später hat mich dann Heidemaria Onodi für den Landtagswahlkampf 2008 in ihr Büro geholt und danach hat sich mir die Chance eröffnet, zur Arbeiterkammer Niederösterreich zu wechseln. Das waren spannende, sehr lehrreiche Jahre für mich.

St. Pölten Konkret: Jetzt gehen Sie als neuer Vizebürgermeister den nächsten Schritt. Was werden Ihre Schwerpunkte sein?
Harald Ludwig: Zuerst einmal möchte ich betonen, dass diese neue Aufgabe eine besondere Ehre für mich ist. Im Bauausschuss werde ich weiter tätig sein. Wir wissen, dass wir hier in St. Pölten durch die dynamische Stadtentwicklung vor besonderen Herausforderungen stehen. Wir wollen die Lebensqualität erhalten und eine gesunde Weiterentwicklung ermöglichen.

St. Pölten Konkret: St. Pölten erlebt derzeit eine rege Bautätigkeit. Es gibt auch Stimmen, die meinen, es wird alles verbaut. Was antworten Sie diesen Menschen?
Harald Ludwig: Wir erfahren derzeit tatsächlich eine beachtenswerte Entwicklung und das ist gut so. So können wir ein möglichst breites Wohnungsangebot bieten. St. Pölten wächst kontinuierlich um rund ein Prozent pro Jahr und wenn nicht gebaut werden würde, wäre der Druck auf die Wohnungspreise deutlich höher als jetzt. Da hat sich auch durch die schnelle Anbindung an Wien viel verändert.
Gleichzeitig wird die Bautätigkeit so gesteuert, dass eine Verdichtung nach innen stattfindet, bestehende Baulücken geschlossen werden und ehemalige Firmenareale mit neuem Leben erweckt werden. Wenn man sich die Preisgestaltung bei Wohnungen in vergleichbaren Städten ansieht, oder auch den NÖ-Vergleich mit Krems, Tulln, Klosterneuburg zieht, zeigt sich, dass St. Pölten immer noch im unteren Bereich der Wohnungspreise liegt.
Ein weiterer Aspekt ist, dass St. Pölten immer Wert darauf gelegt hat, Grünraum zu erhalten bzw. neuen zu erschließen. Der Kampf um den TÜPL Völtendorf war kein einstimmiger aber schlussendlich erfolgreich und auch im Norden der Stadt ist ein neuer Park im Entstehen. Und mit dem Seengebiet, unserem Naherholungsgebiet entlang der Traisen, den bestehenden Parkanlagen, dem Kaiserwald, dem Sparkassenpark, dem Sonnenpark und dem Hammerpark, sind wir bei den Grünflächen einsamer Rekordhalter.
Und nicht zuletzt sichert eine solche Verdichtung nach innen ein vergleichsweise niedriges Niveau an Gebühren. Durch die Landeshauptstadtwerdung waren die Planungen und somit die Infrastruktur auf bis zu 80.000 Einwohner ausgelegt. Davon sind wir noch weit entfernt, aber wir haben die Möglichkeiten dazu. St. Pölten ist für die jetzigen Herausforderungen bestens gerüstet.

St. Pölten Konkret: Als Vizebürgermeister möchten Sie einen Schwerpunkt im Bereich der Klima- und Umweltpolitik setzen und Sie haben angekündigt, die beruflichen Termine im Stadtgebiet möglichst umweltfreundlich gestalten zu wollen. Was meinen Sie damit?
Harald Ludwig: Es ist mir wichtig zu zeigen, welches Potential es in St. Pölten gibt und welchen reichen Schatz an Naherholungsgebieten wir haben. Eine Aktion, die wir jetzt gestartet haben, ist die Aufforstung von 5.000 heimischen Bäumen, die wir gemeinsam mit den St. Pöltnerinnen und St. Pöltnern pflanzen werden.
Wir haben in der Stadt ein ausgezeichnetes öffentliches Verkehrssystem, auf das wir zurecht stolz sein können. Zudem werden seit vielen Jahren die Fahrradwege Schritt für Schritt ausgebaut. Deshalb möchte ich hier ein Zeichen setzen und im kommenden Jahr meine beruflichen Wege so umweltschonend wie möglich durchführen, also öffentlich oder mit dem Fahrrad. Man kann dann auch besser mitreden, wenn es um die Probleme geht, die von der Bevölkerung angesprochen werden. Es soll einfach eine Anregung sein, möglichst viele Wege mit Fahrrad zurückzulegen.

St. Pölten Konkret: Für manche Termine im Umland wird dies wohl nicht immer möglich sein.
Harald Ludwig: Im Zentralraum ist das noch nicht in alle Gegenden und zu allen Zeiten möglich. Hier gehört die Anbindung noch deutlich verbessert – das muss unser gemeinsames Ziel mit dem Land sein. In den nächsten Jahren sind sicher noch viele Berufstätige auf ihr Auto angewiesen.

St. Pölten Konkret: Was ist Ihr Lieblingsplatzerl in St. Pölten?
Harald Ludwig: Ich bin wirklich sehr gerne an den Viehofner Seen. Die letzten Wochen war ich am TÜPL Völtendorf unterwegs, wo es wunderbar möglich ist Vögel zu beobachten. Dort werden wir in Zukunft ein herrliches Naherholungsgebiet erschließen können. Gleich um die Ecke bei mir liegt der Hammerpark. Diese Plätze geben mir viel Kraft.

St. Pölten Konkret: Und wenn es einmal nicht St. Pölten sein soll?
Harald Ludwig: Dann zieht es mich auf die Rudolfshöhe oder den Muckenkogel. Beim Wandern ein Ziel zur Einkehr zu haben, ist für mich wichtig und eine gute Motivation.

Wordrap mit Vizebürgermeister Harald Ludwig

Cluburlaub oder Berghütte?
Da nehme ich die Berghütte!

Bier oder Wein?
Wein.

Helene Fischer oder Rammstein?
(lacht) Dann nehme ich Helene Fischer.

Auto oder Fahrrad?
Fahrrad!

Schnitzel oder Sushi?
Schnitzel.

Buch oder E-Reader?
Buch.

Fußballplatz oder Festspielhaus?
Hammerpark. (lacht) Naja, Fußballplatz wäre bei mir etwas weit hergeholt, also nehme ich dann doch das Festpielhaus.