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Weingärten

Seit 2006 kann man fruchtig-würzigen Grünen Veltliner und kernig, mineralischen Riesling mit der Bezeichnung „Traisental DAC“ am Markt finden. Daran kann man erkennen, dass diese Flasche aus einem der kleinsten und jüngsten Weinbaugebieten des Landes kommt: dem Traisental, welches rund 860 ha Weinbaufläche umfasst und in seiner Form erst seit 1995 existiert. Funde von Traubenkernen aus der frühen Bronzezeit belegen die uralte Tradition des Weines, welche somit sogar weit vor der Weinkultur der Römerzeit datiert wird. Neben kleineren Weinorten wie Nussdorf, Reichersdorf oder Traismauer, gehört auch St. Pölten zu diesem Gebiet.

Wie der Name schon verrät, schließen im Traisental Äcker an die Ufer der Traisen, welche anschließend allmählich in kleine Terrassenweingärten übergehen. Die Vorherrschaft hat hier klar der Grüne Veltliner, mit mehr als 60 % der Rebfläche. Die zweitwichtigste Sorte, der Riesling, macht rund 6 % der Rebflächen aus. Während gebietstypische Weine dieser Sorten die Herkunft „Traisental DAC“ und gegebenenfalls eine Rieden- sowie Ortsbezeichnung am Etikett tragen dürfen, wird das übrige Drittel der vielfältigen Weinsorten des Traisentals unter der Bezeichnung „Niederösterreich“ vermarktet. Der Boden leistet hierbei einen wichtigen Beitrag zu der Besonderheit der Weine:

Generell kann man das Traisental in drei Großlagen einteilen: das Wölbinger Urgestein, bestehend aus Urgestein der böhmischen Masse, der Venusberg mit zumeist tertiären Oncophora-Schichten mit unterschiedlichen starken Lössüberlagerungen und dem Parapluiberg, bestehend aus Hollenburger Konglomerat mit kaum bis mächtiger Lössüberlagung. Vor etwa 16 Millionen Jahren brachte die Ur-Traisen grobe, kalkig-dolomitische Schotter aus den aufsteigenden Kalkalpen in die Region, welche in einem Delta in die Paratethys geschüttet wurden. Zum größten Teil sind diese Schotter zu Konglomeraten verfestigt und treten vor allem in den Höhen am westlichen Talhang auf. Diese Sedimentgesteine bringen die Rebenwurzeln dazu, tief in die Erde zu treiben, wodurch die Weine ein sehr eigenständiges Profil bekommen, mit kräftigem Körper und festem Rückgrat. Die etwas ältere Traisen-Formation, ehemals Oncophora-Schichten genannt, dominiert auf der rechten Talseite mit ihren kalkigen, mehr oder weniger schluffig und teilweise schwach verhärtenden Sanden. Auch hier sind lokal Konglomerate eingeschaltet. Gemeinsam bilden diese beiden Einheiten jedoch nur etwa 20 % des Untergrundes der Weingartenböden. Mehrheitlich stehen die Weingärten nämlich auf Löss, welcher am linken Talhang oft von abgeschwemmten Konglomerat-Komponenten durchsetzt ist. Mit hellem, hartem Granulit tritt im westlichen Teil der Weinregion der kristalline Untergrund des Dunkelsteinerwaldes hervor und begründet saure Weingartenstandorte, sofern sich darüber nicht ein wenig Löss abgelagert hat. Das Vorland des Alpen- und Karpatenbogens bildet die Mischung aus Sanden, Abtragungsschutt und sonstigen Sedimenten. Schotter, Mergel, Ton, Sand und Sandgesteine, Konglomerate und Kalke, sind vorwiegend die bodenbildenden Gesteine des Weinbaugebietes. Die Mineralik ist daher einerseits Geschmacksträger, stützt die Säurestruktur und fördert andererseits die Langlebigkeit der Weine.

Im Norden St. Pöltens befindet sich eine kleine Weinbau-Kastralgemeinde mit 0,59 ha Anbaufläche: Unterradlberg. Gehörend zur Parapluiberg-Großlage, findet man hier feinsandig-schluffige Oncophora-Schichten, welche teilweise geringfügig mit Löss bedeckt sind. Der für die Landwirtschaft sehr magere Boden, ist somit für den Weinbau gut geeignet. Obwohl überwiegend weiße Rebsorten angebaut werden, hat hier der Blaue Portugieser mit 26 % Anbaufläche die Vorherrschaft, gefolgt vom Grünen Veltliner mit 24 % und Müller-Thurgau mit 23 %.

Weingarten in Unterradlberg Walter PerniklWeingarten in Unterradlberg © Walter Pernikl

Weingartenboden in Unterradlberg Walter PerniklWeingartenboden in Unterradlberg © Walter Pernikl