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Europäische Architektur für innovatives Wohnprojekt

Die Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Alpenland präsentierte am 12. Mai die Entwürfe acht europäischer Architekturbüros für ihr zukunftsweisendes „Wohnquartier Trautsonstraße“ im Herzen St. Pöltens. Die Anlage soll in Etappen ab 2024 realisiert werden.

Modell des Wohnprojekts. (Foto: Josef Vorlaufer)
Das Quartier wird über ein vielfältiges Angebot an Frei- und Gemeinschaftsflächen verfügen und damit attraktive Kommunikations-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten „daheim“ bieten. (Foto: Josef Vorlaufer)
Architekt Ritz Ritzer, Alpenland-Obfrau Isabella Stickler, Alpenland-Vorstandsmitglied Norbert Steiner und Bürgermeister Matthias Stadler begutachten das Modell. (Foto: Josef Vorlaufer)
Architekt Ritz Ritzer, Alpenland-Obfrau Isabella Stickler, Alpenland-Vorstandsmitglied Norbert Steiner und Bürgermeister Matthias Stadler begutachten das Modell.

„Die nun vorliegenden Entwürfe zeigen, worauf es im Wohnbau der nächsten Jahre ankommen wird“, erklärt Alpenland-Obfrau Isabella Stickler den beispielgebenden Charakter der Anlage: „Wir müssen Wohnungen errichten, die ein attraktives aber auch nachhaltiges Leben ermöglichen – und dies vorrangig in den Städten anstatt auf der grünen Wiese, sowie in Nachbarschaft anstatt in Anonymität. Und wenn dadurch das Auto als Notwendigkeit entfällt, steigert das indirekt auch wieder die Leistbarkeit des Wohnens.“

„Neue Ideen und Ansätze sind wichtige Impulse für den NÖ-Wohnbau“, betont Landtagsabgeordneter Martin Schuster. „Ebenso wichtig ist es, dass das Land Niederösterreich eine flexible und zeitgemäße Wohnbaupolitik in NÖ konsequent auch in der Praxis umsetzt.“ Das zukünftige Klima in Niederösterreich wird sich in den nächsten Jahren weiter ändern. Somit sind auch ökologisch und energetisch zukunftstaugliche Projekte – auch im städtischen Wohnbau – gefordert.

Bürgermeister Matthias Stadler will die Stadt zukunftsfit weiterentwickeln: „In unserem Stadtentwicklungskonzept streben wir die ‚Stadt der kurzen Wege‘ und die Verflechtung von Wohnen, Arbeiten, Erholung und Versorgung an. Die vorgestellten Konzepte unterstützen unsere Bestrebungen diesbezüglich. Die mitgeplanten Frei- und Grünräume wirken sich positiv auf das Mikroklima aus.“

Europäische Ideen für St. Pölten entwickeln

„Am Anfang stand der Gedanke, für das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2024 einen architektonischen Beitrag zu leisten, und zwar in Form eines modellhaften Wohnbaus“, schildert Alpenland-Vorstandsmitglied Norbert Steiner den Ursprung des präsentierten Projekts in der Trautsonstraße. „Als St. Pölten dann doch nicht den Zuschlag erhielt, waren aber schon so viele Ideen am Tisch, etwa von Studierenden der TU Wien, dass wir an dem Vorhaben festhielten und es weiterentwickelten.“

Der Wohnbau steht auch in Niederösterreich vor immensen Herausforderungen, auf die es zukunftstaugliche Antworten zu finden gilt: Klimaschutz und sparsamer Bodenverbrauch, Energie- und Ressourceneffizienz, Nahversorgung und Verkehrsvermeidung, Leistbarkeit und soziale Durchmischung, Nachbarschaft und Gemeinschaftlichkeit sowie nicht zuletzt die Verbindung von Stadt und Natur. Brauchbare Konzepte für all das lassen sich jedoch nur in der praktischen Anwendung erproben – weshalb Alpenland ein zwei Hektar großes Grundstück, etwa einen Kilometer nördlich des St. Pöltner Hauptbahnhofs, für einen Vorzeige-Wohnbau zur Verfügung stellt.

Architekturbüros aus Deutschland, Schweiz, Niederlande, Dänemark und Österreich

Um eine möglichst große Vielfalt an Lösungsansätzen zu erzielen, aber auch, um den ursprünglichen europäischen Gedanken des Projekts beizubehalten, lud Alpenland acht gleichermaßen innovative wie renommierte Architekturbüros aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Österreich ein, um in einem kooperativen Planungsverfahren in mehreren Workshop gemeinsam die Qualitätskriterien für die Verbauung durch rund 300 Wohnungen zu erarbeiten – und auf dieser Basis vier unterschiedliche Teilbereiche des neuen Quartiers zu entwerfen. Unterstützt und begleitet wurden sie dabei von heimischen Experten aus den Bereichen Wohnbau, Soziales, Landschafts- und Verkehrsplanung, Gebäudetechnik und Bauklimatik – ebenso wie durch Mitglieder der Gestaltungsbeiräte Niederösterreichs und St. Pöltens oder auch den St. Pöltner Stadtplanungsdirektor. Nicht zuletzt fand bereits während des Planungsprozesses eine erste Abstimmung mit Bürgermeister Matthias Stadler und Wohnbaulandesrat Martin Eichtinger statt, zumal Stadt und Land als Baubehörde bzw. Baugesetzgeber und Fördergeldgeber gerade bei einem modellhaften Projekt eine zentrale Rolle einnehmen.

Europäische Ideen in St. Pölten umsetzen

So braucht es etwa die Zustimmung beider, wenn es gelingen soll, mit einem ambitionierten Mobilitätskonzept die Anzahl der Pkw-Stellplätze stark zu reduzieren und die gesetzlichen Mindeststellplatzzahlen zu unterschreiten. Dies wäre mit Blick auf die Klimaziele dringend notwendig – und laut Verkehrsexperten aufgrund der zentralen Lage des Grundstücks sowie der von Alpenland angedachten Alternativen zum privaten Auto auch problemlos möglich. Attraktive Radabstellplätze, Leih-Lastenräder oder auch Car Sharing-Autos sollen den Verzicht auf das eigene Kraftfahrzeug erleichtern. Und schließlich will man das Wohnquartier so ausstatten, dass Vieles, wofür man andernorts noch zum Zündschlüssel greift, zu Hause erledigt werden kann.

In die Bebauung integriert werden: ein Supermarkt, ein Lokal für einen Bäcker samt Café, Ordinations- bzw. Therapieräume sowie eine Kindertagesbetreuungseinrichtung. Das Quartier wird über ein vielfältiges Angebot an Frei- und Gemeinschaftsflächen verfügen und damit attraktive Kommunikations-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten „daheim“ bieten: großzügigen Balkone, die allen Wohnungen vorgelagert sind, mehrere Dachgärten, die nachbarschaftlich genutzt werden können und verschieden ausgestattete Gemeinschaftsräume – bis hin zum Herzstück der Anlage, der grünen Mitte.

Dieser rund 4.000 Quadratmeter große Park steht nicht nur den Bewohnern, sondern allen Menschen rings herum offen. Das Miteinander von Alteingesessenen und neu Zugezogenen wird damit gefördert. Auch städtebaulich und gestalterisch waren die Architekten um eine bestmögliche Integration des Neubauquartiers in sein Umfeld bemüht: sei es durch diverse Öffnungen der Bebauung zur umgebenden Stadt hin, sei es durch belebte Erdgeschoßzonen und Vorgärten – oder durch die vorgeschlagene Verkehrsberuhigung und Umgestaltung von Trautsonstraße und Vinzenzgasse.