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Angehörige gedenken an Opfer des Holocaust

Am Freitag, dem 3. Juni 2022 setzten die Stadt St. Pölten und das Institut für jüdische Geschichte Österreichs zum 5. Mal Steine der Erinnerung für Opfer der Shoah, diesmal 14 Steine für 25 Ermordete an neun ehemaligen Wohnadressen. 

Ein Gruppenfoto mit Nachfahrern der Holocaust-Opfer im Rathaus von St. Pölten.
51 Angehörige haben an der Erinnerungszeremonie in St. Pölten teilgenommen, die meisten sind aus Israel angereist. (Foto: Wolfgang Mayer)

Damit erinnern in der Landeshauptstadt nun 53 kleine Mahnmale für 104 Personen an die Vernichtung der jüdischen Gemeinde St. Pöltens. 51 Angehörige waren zu dieser Erinnerungszeremonie nach St. Pölten gekommen, die meisten aus Israel. Die 28 Mitglieder der Familie Reiss trugen weiße T-Shirts mit dem Aufdruck ihres Namens und der Adresse Linzer Straße 13, wo für ihre Großeltern Isidor und Irma Reiss nun ein Stein liegt. Vorne war zu lesen: „If only they knew we were here…“, „Wenn sie nur wüssten, dass wir hier sind…“.

Hinter jedem Stein steht ein Schicksal

Bei jeder Station gab Martha Keil, die Direktorin des Injoest, einen kurzen Einblick in das Leben und Schicksal der Ermordeten. Familienmitglieder, Spender des Steins oder andere Anteilnehmende, darunter auch Gemeinderätin Carola Felsenstein, zündeten ein Grablicht und legten eine weiße Rose und einen kleinen Stein nieder, wie er auf jüdischen Gräbern üblich ist. Einige Male teilten Angehörige mit den Begleitenden ihre Gefühle durch einen Text oder ein Lied und Yuval Shamir aus der Familie Schmatnik sprach das Kaddisch, das Totengebet. Nach dem mehr als dreistündigen Gang an diesem heißen Tag sorgte ein Empfang bei Bürgermeister Matthias Stadler im Rathaus für Stärkung. An ihn schrieb Ruth Neuberger-Naot, Enkelin von Isidor und Irma Reiss: „Es ist für uns herzerwärmend zu wissen, dass die Namen, Geschichten und Schicksale unserer Familien erzählt und erinnert werden – durch die Bemühungen des großartigen Teams des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs und die Unterstützung der Stadt St. Pölten“. Alle Angehörigen waren tief bewegt von der Anerkennung und Verantwortung, welche die Stadt mit diesen Erinnerungszeichen zum Ausdruck bringt.

Die Texte und Fotos zu den diesjährigen Steinen sind demnächst online: Juden in St. Pölten