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"Ich werde beim Festival feiern"

Der St. Pöltner Reggae-Künstler Lukascher ist einer der Headliner des zweiten „Festival“ im Sommer. Am 29. Juli wird er am Ratzersdorfer See eines seiner raren Konzerte geben und sein Zehn-Jahres-Jubiläum nachholen.

Der Künstler Lukascher auf der Bühne (Foto: Klaus Engelmayer)
Lukascher gastiert als Headliner beim Musik.stp-Festival am 29. Juli am Ratzersdorfer See. (Foto: Klaus Engelmayer)

In der aktuellen Ausgabe von St. Pölten Konkret ist ein umfangreiches Interview mit dem Local-Hero der Reggae-Musikszene zu finden. Das gesamte Gespräch gibt es auch hier zum Nachlesen:

In den letzten beiden Jahren hast du dich rar gemacht. Wie fühlt es sich an, wenn du an den Auftritt beim zweiten Musik.stp-Festival denkst?

Lukascher: Großartig. Wir werden bildlich gesprochen die Bühne zerlegen und eine richtig große Reggae-Party schmeißen. Außerdem habe ich etwas nachzuholen, da wir 2020 nicht das Zehn-Jahres-Jubiläum als Lukascher feiern konnten.

Was sind für dich die Highlights dieser zehn Jahre?

Lukascher: Meine drei Alben „Tog und Nocht“, „Wurzelwerk“ und „Reggaeonal“ und die großartige Zusammenarbeit mit genialen Produzenten wie Sam Gilly, Michael Willer und Rob Stefan. Und natürlich Konzerte wie die zwei Live-Shows als Support von Genre-Größe Gentleman in Wien und in München vor 8.000 Gästen. Aber auch ein Auftritt nahe Mannheim, wo die Besucher meinen Dialekt nicht verstehen konnten, aber unglaublich mitgegangen sind. Das hat mir gezeigt, dass Reggae in jeder Sprache funktioniert.

Warum Reggae und warum Dialekt?

Lukascher: Dass Reggae „meins“ ist, war mir mit 13 Jahren klar, als ich zum ersten Mal Bob Marley hörte. Auf Mundart singe ich, weil erstens mein Englisch nicht das allerbeste ist und ich authentisch sein will. Ich musste also den Reggae auf meine Wurzeln, meine Themen und meine Sicht der Welt ummünzen.

Bis 2010 warst du als MC Bounty Chiller unterwegs, seitdem als Lukascher. Was war dein Beweggrund für diese „Transformation“?

Lukascher: Die Kuhbus-Phase als MC mit DJ Skarlatan möchte ich nicht missen. Wir haben 2008 mit „Wos i mog“ beim FM4-Protestsongcontest teilgenommen und beim Urban Art Forms vor 4.000 Zuschauern performt. Das war toll, mich zog es aber immer mehr zum Reggae hin und zu Auftritten mit einer eigenen Band. Als Lukascher konnte ich das umsetzen und habe auch hier wieder die richtigen Leute kennengelernt.

Woher kommt dieser unbändige Drang, auf der Bühne zu stehen?

Lukascher: Der war schon in der Volksschule da. Ich erinnere mich an eine Turnstunde, vor der wir uns künstlerisch erproben konnten. Ich performte dann zu einem Reggae-Song auf Bravo-Hits 1992 und habe Feuer gefangen. Mir ging es immer um dieses Adrenalin, dieses Lampenfieber.

Was passiert bei einem Konzert?

Lukascher: Unglaubliches. Ich versuche eine Brücke zu sein, ein Wegbereiter zwischen der Musik der Band und dem Publikum. Wenn das gelingt, ist viel Energie im Raum und das berauscht und beflügelt.

Bei allen „positive vibrations“ singst du auch kritisch über gesellschaftliche Themen.

Lukascher: Es ist ein schmaler Grat zwischen sozialkritischen Themen und damit nicht belehren zu wollen. Vielen meiner Texte sind vielmehr Fragen an die Gesellschaft, ohne den berühmten moralischen Zeigefinger zu heben. Ich hinterfrage auch meinen Platz in der Gesellschaft. Meine Freiheit hört dort auf, wo die des anderen anfängt. Ich möchte dazu ermuntern, das eigene Leben zu leben und den eigenen Platz zu finden, ohne anderen dabei weh zu tun.

Stichwort Jubiläum: Du hattest nach dem Track „Liebesfüm“ 2019 vor, ein viertes Album zu veröffentlichen. Was ist daraus geworden?

Lukascher: Für ein Album muss man sich richtig viel Zeit nehmen. Die hatte ich zuletzt nicht. Aber keine Angst, es gibt noch viel zu sagen. Solange ich den Drang habe, Musik zu machen und auf die Bühne zu gehen, werde ich das machen. Ein viertes Album wird es geben, ich werde mir die Zeit dafür nehmen, die ich benötige.

Was hältst du von der St. Pöltner Musikszene, die nun das Projekt musik.stp nach und nach porträtiert?

Lukascher: Die St. Pöltner Musikszene ist eine der unterschätztesten in ganz Österreich. Das ist einerseits traurig, aber gibt gehörig Antrieb, es allen anderen zu zeigen. St. Pölten bietet eine extrem hohe Dichte an großartigen Musikern.

Was empfiehlst du jungen Menschen, die es so wie dich auf die Bühne zieht?

Lukascher: Mir ist oft vermittelt worden, ich solle es lieber bleiben lassen mit der Musik. Also: Ambitionen haben, durchhalten, die eigene Vision verwirklichen. Nicht darauf achten, was andere über einen sagen und nicht aufgeben!

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