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Musikalische Tradition trifft auf moderne Leitung

Die Stadtkapelle St. Pölten steht für Tradition – diese befindet sich aktuell im Umbruch. Gespielt werden längst auch immer mehr moderne Songs. Laufend werden neue Mitglieder gesucht, die die Blaskapelle musikalisch unterstützen.

Kerstin Stolzlederer dirigiert die Stadtkappelle.
Kerstin Stolzlederer zeigt viel Engagement bei den Proben der Stadtkapelle. (Foto: Luna Rochow)
Kerstin Stolzlederer dirigiert die Stadtkappelle.
Als Direktor der Musikschule St. Pölten hat Lukas Schönsgibl viele Pläne für die Zukunft. (Foto: Josef Vorlaufer)

St. Pölten Konkret hat mit Kapellmeisterin Kerstin Stolzlederer und Obmann der Stadtkapelle Lukas Schönsgibl über den Beruf der Kapellmeisterin und die Projekte in der Zukunft gesprochen.

Kerstin Stolzlederer hat mit 25 Jahren schon einiges erreicht – sie ist nicht nur Kapellmeisterin und Musikerin, sondern leitet zudem auch die Stadtkapelle St. Pölten. Zu ihrer Berufslaufbahn, Herausforderungen und ihrem Arbeitsalltag haben wir sie befragt.

Konkret: Sie sind jetzt schon seit vier Jahren Kapellmeisterin und leiten seit fast zwei Jahren die Stadtkapelle St. Pölten. Was hat sich seit dem Beginn Ihrer Karriere verändert?

Kerstin Stolzlederer: Am Anfang war alles sehr chaotisch. Jetzt ist einfach ein System dahinter und ich konnte meine Ideen umsetzen. Und es gibt einfach schon Anpassung zwischen der Kapelle und mir. Ich habe mich ein bisschen an sie angepasst, sie ein bisschen an mich.

Wie sind Sie dazu gekommen, die Leitung der Stadtkapelle zu übernehmen?

Das war durch meine Bewerbung für die Stelle als Saxofonlehrerin. Da war die Stadtkapelle mit ausgeschrieben und es hat für mich gut gepasst, weil ich sowohl Saxofon studiert als auch die Ausbildung zur Blasorchesterleiterin habe.

Kapellmeister:in ist kein gewöhnlicher Beruf, dem man täglich begegnet. Wie kann man sich den Alltag einer Stadtkapellmeisterin vorstellen?

So spektakulär ist es nicht, da ich nicht nur Kapellmeisterin bin – ich mache die Saxofonstunden und Musikunterricht allgemein – aber man hat halt sehr viel Vorbereitungsarbeit. Welche Stücke spielt man bei den Konzerten, Leute organisieren, Noten kopieren und vorbereiten, Proben vorbereiten, alles rundherum, was außerhalb der Musik ist. Freizeitaktivitäten, auf die Gemeinschaft schauen, also viel Überlegung.

Der Beruf Kapellmeister:in ist heutzutage hauptsächlich noch Männersache. Was ist die größte Herausforderung für Frauen in diesem Beruf?

Es wird zum Glück immer mehr auch von Frauen betrieben. Auch bei den ganzen Ausbildungen und Kursen sind immer mehr Frauen, das freut mich sehr. Betreffend der Herausforderung: In so einer jungen Gruppe wie St. Pölten ist es gar nicht so schwierig, aber es geht oft um Respektgewinnung. Also wenn alteingesessene Musiker:innen drinnen sitzen, muss man immer mehr beweisen, dass man etwas kann, als wenn sich ein Mann hinstellt. Man muss immer doppelt beweisen, dass man es draufhat.

Sie sind sehr jung und haben relativ früh mit dem Beruf angefangen. Machen Sie irgendwas anders oder gehen Sie irgendwie anders an die Sache heran als es vielleicht traditionell der Fall ist?

Ich glaube bei mir fällt einfach zusammen, dass ich Musik studiert und selbst mit 11 Jahren in meiner Heimatgemeinde in einer Blasmusikkapelle begonnen habe. Ich spiele da nach wie vor – als Musikerin, nicht als Kapellmeisterin – und deswegen war mir dieses Gemeinschaftsgefühl immer so viel wert.

„Jede Person, egal wie alt, die zuhause ein Instrument stehen hat und gerne spielen möchte, ist bei uns willkommen“ – Kerstin Stolzlederer

Lustiger Spagat zwischen Moderne und Klassik

Auch Lukas Schönsgibl ist erst 32 Jahre jung und seit letztem Jahr bereits Leiter der Musikschule St. Pölten. Aufgrund seiner musikalischen Erfahrung – unter anderem durch das Touren mit Stars wie Conchita Wurst – versucht auch er, moderne Entwicklungen in der Stadtkapelle voranzutreiben. Dabei empfindet er nicht das Klischee nach; Blasmusik wäre veraltet. „Ich denke zum Beispiel an das Festival Woodstock der Blasmusik. Blasmusik ist unglaublich vielseitig, kann unglaublich modern ausgedrückt werden und man kann auch seinen eigenen Eindruck hineinbringen“, erzählt er und lobt dabei auch seine Kollegin Kerstin Stolzlederer, die auf die Musikinputs der Jüngeren eingeht. „Gerade mit Kerstin Stolzlederer ist es super, weil sie solche Wünsche wirklich aufgreift. Sie macht ihre Arrangements eigens für die Musiker:innen und das ist eine große Qualität.“

Beide Stadtkapellmusiker:innen zeigen viel Engagement bei ihrer Arbeit und hoffen, auch Jung und Alt weiterhin für die Blasmusik begeistern zu können.

„Mitmachen ist ganz leicht, für jede Altersstufe kann man gern schnuppern kommen und sich die Probe anschauen“ – Lukas Schönsgibl

Auf die Persönlichkeit kommt es an

Schönsgibl sieht die Wahl einer Frau als Kapellmeisterin „als Nebeneffekt“, für ihn spielt vor allem die Persönlichkeit eine wichtige Rolle. „Jeder von uns ist ein Individuum und bringt ganz neue Akzente rein. Ich finde es essenziell, gerade dort jemanden herzunehmen und zu sagen, da passt es fachlich. Die regionale Verwurzelung ist total wichtig und die war bei Kerstin Stolzlederer immer gegeben.“

Eine projektreiche Zukunft

Trotz der regionalen und traditionellen Verwurzelung, blickt die Stadtkapelle St. Pölten mit vielen Ideen und großangelegter Projektplanung in die Zukunft. Demnächst steht Ende September die Enthüllung eines Kunstwerkes im Rahmen der Tangente 2024 an und die Stadtkapelle soll dieses Event musikalisch begleiten. Außerdem befindet sich das altbewährte und allseits beliebte Neujahrskonzert am 6. Jänner bereits in voller Planung. „Das Neujahrskonzert ist ein Fixpunkt, wo wir auch jetzt schon versuchen, einen Stargast zu bekommen, um da einiges bieten zu können“, verrät der Stadtkapellen-Obmann. Das kommende Jahr hält aber noch weitere Aussichten bereit, denn um eine Vergrößerung der Kapelle wird sich gerade bemüht. Dafür soll das Repertoire vielseitiger gestaltet werden. Ein „Zuckerl“, dass Lukas Schönsgibl jetzt schon enthüllt, werden neue modernere Uniformen für die Stadtkapelle sein, die von Studierenden der New Design University entworfen werden.

Interesse geweckt?

Alle interessierten Musiker:innen können sich telefonisch unter +43 2742 333 2681 oder per E-Mail an musikschule@st-poelten.gv.at an die Musikschule St. Pölten wenden. Weitere Informationen sind unter www.musikschule-stp.at zu finden.

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