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Straßenbenennung von der Tagesordnung abgesetzt

Der Antrag auf Benennung neuer Verkehrsflächen wurde heute in der Sitzung des Gemeinderates von der Tagesordnung abgesetzt. Bürgermeister Mag. Matthias Stadler will damit die von der Opposition angeheizte Diskussion über die Würdigkeit der NamensgeberInnen hintanhalten.

Foto: Josef Vorlaufer
Die Benennung von Verkehrsflächen wurde heute von der Tagesordnung abgesetzt. - Foto: Josef Vorlaufer

Der Punkt V/19 der heutigen Gemeinderatssitzung wurde gleich zu Beginn von der Tagesordnung abgesetzt. Bürgermeister Mag. Matthias Stadler begründet das wie folgt: „Da die bislang vom Fachbereich Kultur im Magistrat angelegten Kriterien für Straßenbenennungen, wie etwa ein St. Pölten-Bezug, Benennung nach Lebensmittelpunkten, Wünsche der Bevölkerung, offenbar nicht mehr gefragt sind und die ÖVP, die bislang lediglich Vorschläge für Straßenbenennungen nach Männern eingebracht hat, den zu geringen Benennungsanteil nach Frauen nunmehr als politisches Forum nutzt und der Gemeinderat unseres Erachtens nach nicht der Ort sein sollte um hier Verdienste von Männer und Frauen abzuwiegen, haben wir diesen Punkt von der Tagesordnung abgesetzt.“ 25 Verkehrsflächen bleiben somit vorerst unbenannt.

Künftig nur mehr „geschlechtsneutrale“ Straßenbenennungen

Vor allem die Diskussion über die Benennung von Verkehrsflächen nach bedeutenden und sehr verdienstvollen St. Pöltner Persönlichkeiten stört das Stadtoberhaupt: „Die Familien und Angehörigen dieser Persönlichkeiten haben es sich nicht verdient, dass öffentlich darüber diskutiert wird, ob nicht ein anderer Name für eine Straße besser geeignet wäre und damit die Leistungen der Namensgeberin bzw. des Namensgebers in Frage gestellt wird. Ich entschuldige mich bei diesen Familien für die entstandenen Unannehmlichkeiten und verweise auf eine Rücksprache mit den Vertretern der ÖVP im Gemeinderat.“
Stadler hat nun den Fachbereich Kultur im Magistrat beauftragt, Kriterien für eine geschlechtsneutrale Benennung von Verkehrsflächen zu erstellen und einen neuen Antrag für die anstehenden Benennungen für eine der nächsten Sitzungen des Gemeinderates vorzubereiten.

Bisherige Kriterien zur Straßenbenennung

Das Stadtoberhaupt ist grundsätzlich für die Berücksichtigung von Straßenbenennungen nach Frauen räumt aber gleichzeitig das historisch gewachsene Ungleichgewicht zwischen der Straßenbenennung nach Frauen gegenüber den Männern ein. Dies ist jedoch klar zu begründen: Die Welt von gestern ist zu einem überwiegenden Teil von Männern geprägt und dadurch ergibt sich so von Anfang an automatisch ein Ungleichgewicht bei der Benennung. Bis zum Jahr 2000 gab es von 940 Benennungen lediglich 20 nach Frauen), was vermutlich auch ein Grund ist, warum Oppositionsparteien bislang lediglich Wünsche für Straßenbenennungen für männliche Protagonisten eingebracht hat.
Der Fachbereich Kultur im Magistrat war bisher bestrebt, Straßen nach Möglichkeit nach Personen mit St. Pölten-Bezug zu benennen, was die Auswahl an Frauen für Straßenbenennungen bislang einschränkte. Zudem besteht das Bemühen, Benennungen nach Möglichkeit mit den Lebensmittelpunkten der Personen zu verknüpfen und sie so im historischen Gedenken der Stadt auch örtlich zu verankern. Weiters kommen aus der Bevölkerung Wünsche nach Straßenbenennungen, denen entsprochen wird, wo es möglich ist und die Benennung gerechtfertigt erscheint. Ein wichtiges Kriterium für die Benennung ist, dass der Name einfach zu schreiben sein sollte. Hier bleiben etwa die heilig-bzw. seliggesprochenen Schwestern Ledochowska oder im Grete Schütte-Lihotzky e aber auch männliche Namensgeber auf der Strecke.
Es war zudem eine Reihe von Straßenbezeichnungen nach weiblichen Persönlichkeiten in den verschiedenen Stadtteilen vorgesehen, die aber noch nicht umgesetzt wurden, weil die Bautätigkeit noch nicht abgeschlossen ist.