Fest im Sattel

St. Pölten mausert sich zur beliebten Destination für Radtouristen: Von Rennradfahrern bis zu Familien finden hier alle die passenden Routen. Dass auch die Profis der Österreich Rundfahrt hier Halt machen und Spitzenathleten alljährlich zum Triathlon antreten, ist für Sportbegeisterte ein weiterer Grund für einen Besuch.
Das Vorbild der St. Pöltner Sporttouristiker liegt im Süden: Die spanische Ferieninsel Mallorca hat sich den Ruf als Rennrad-Mekka Europas erarbeitet, mehr als 150.000 Radtouristen pilgern jedes Jahr hierher. Zugegeben, davon ist man in der Stadt an der Traisen noch ein wenig entfernt. Auf den Weg hat man sich aber schon gemacht. Und was St. Pölten für (Renn-)Radfahrer zu bieten hat, das kann sich durchaus sehen lassen.
Mit der Umsetzung der »Tourismusstrategie 2030« soll der freizeittouristische Sektor neben dem Geschäftstourismus gestärkt werden. Was technisch klingt, lässt sich für Sportbegeisterte in erfreuliche Fakten gießen: Um sich als Destination für Rennrad-Touristen in Stellung zu bringen, hat man mehr als 13 Routen rund um die Stadt und in der Region entwickelt, die für Radfahrer aller Alters- und Leistungsstufen ein echtes Erlebnis versprechen. Wer will, kann hier einige Höhenmeter zurücklegen – oder auch eine flache Route etwa entlang der Donau wählen. Wer nicht allzu weit radeln will, für den ist etwa das nahe Gölsental geradezu ideal für einen Tagesausflug.
TRAISENTAL-RADWEG
Zu den beliebtesten Radwegen der Region zählt der Traisental-Radweg, auf dem man auf über 111 Kilometer Länge das Mostviertel erkunden kann. Er gilt nicht nur als Familienradweg, sondern ist mit seinem Endpunkt in Mariazell einer der wenigen Pilgerradwege. Die Route folgt alten Pilgerwegen.
Das kann nicht nur bei der Suche nach Sinn und Inspiration helfen – sondern hat ganz praktische Vorteile: Man wird auf der Strecke von zahlreichen Hotels, Pensionen und Gasthäusern willkommen geheißen, die ihre Angebote mitunter explizit auf Gäste mit Rädern ausgerichtet haben. »Wir wollen als Stadt die Community der Rennradfahrer bewusst ansprechen«, sagt Christoph Schwarz, Leiter der Stabsabteilung Zukunftsentwicklung, Wirtschaft und Marketing. »Das Motto lautet: Zusammen fahren, zusammen essen und trinken. Die Radfahrer sollen bei uns spüren, dass sie gut betreut werden.« Und das gelinge eben nicht nur durch den Ausbau der Radinfrastruktur, sondern mittels Partnerbetrieben aus Gastro und Hotellerie.
DER WEG ZUR SPORTSTADT
Begeistern dürfte die Community auch der Ausflug in die Welt des Spitzensports, den man in St. Pölten rund um die Österreich Radrundfahrt unternehmen kann: Vergangenes Jahr fand der Prolog zur »Tour of Austria« in St. Pölten statt, bevor es für die Athleten zum Etappenstart nach Maria Taferl ging. Insgesamt war St. Pölten bereits sieben Mal Gastgeber der Radrundfahrt. Ein Zeichen dafür, dass man »längst auch eine Sportstadt« sei, sagt Bürgermeister Matthias Stadler. »Der Radsport ist bei uns sowohl im Spitzensport als auch bei der Bevölkerung im Kommen.« Dass Letzterem so ist, ist auch der Radinfrastruktur in der Stadt zu verdanken: Die Fußgängerzone in der Innenstadt wurde schon vor 20 Jahren für Radfahrer geöffnet, das Routennetz wird laufend erweitert. Allen, die über kein eigenes Rad verfügen, aber dennoch in die Pedale treten wollen, steht das Leihsystem »Next Bike« zur Verfügung.
(c) Josef Bollwein / Flashface
Zurück zum Spitzensport: Beim »Challenge St. Pölten«-Triathlon – einst bekannt als »Ironman 70.3« – kann man alljährlich mitfiebern, wenn die Sportler aus über 40 Nationen den Viehofner und den Ratzersdorfer See durchschwimmen, durch die Wachau radeln und entlang der Traisen laufen. Spätestens hier braucht man den Vergleich mit Mallorca nicht mehr zu fürchten.