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Hauptstadtregion

Märkte und Menschen

Die tratschenden Weiber am Herrenplatz (Foto: Xenia Trampusch)
Die tratschenden Weiber am Herrenplatz (Foto: Xenia Trampusch)

Obst, Gemüse und Fleisch aus der Region, frisch gebackenes Brot sowie Delikatessen – und natürlich das eine oder andere Tratscherl mit den Standlern: Ein Besuch auf dem Wochenmarkt am Dom- und Herrenplatz.

Erdäpfel, Sellerie, Brot und Kipferl, seltene Apfelsorten, selbst gemachter Zwetschgen­röster, Kümmel- und Schweinsbraten, Leberknödel oder auch hervorragende, frisch gebackene Punschkrapfen: Die Liste der Produkte, die man auf dem Wochenmarkt am Dom- und Herrenplatz in der St. Pöltner Innenstadt findet, ließe sich noch lange fortsetzen. Was die Standler – das Marktamt nennt sie Beschicker –, die hier donnerstags und samstags ihre Waren verkaufen, eint: Sie alle legen Wert auf Qualität, schätzen den Kundenkontakt und haben viel über ihre Produkte zu erzählen.

Marktamt Gross falstaff SP Markt 9064

Michael Gruber vom Marktamt versteht den Wochenmarkt nicht nur als Handelsplatz, sondern auch als wichtigen Treffpunkt für die St. Pöltner. (c) Xenia Trampusch

Bis zu 80 Standler verkaufen hier ihre Waren Woche für Woche, viele sind schon seit Jahrzehnten dabei. Die meisten sind Produzenten aus der Region, denn der Markt hat sich ganz klar der Regionalität und der Saisonalität verschrieben. Sogar der Kaffee, der hier verkauft wird, wird in der Stadt geröstet. Ergänzt werden die regionalen Produkte um einige Stände mit Delikatessen aus Italien und anderen Ländern. Neben dieser Vielfalt sieht Michael Gruber, Leiter des St. Pöltner Marktamts, auch »den persönlichen Kontakt mit den Kunden, die Beratung« als Stärken des Marktes. »Wir verstehen den Markt als Treffpunkt für Feinschmecker.«

BELEBTE INNENSTADT

Tatsächlich kann es gar nicht so selten passieren, dass man auch dem St. Pöltner Bürgermeister Matthias Stadler zwischen den Marktständen über den Weg läuft, der hier Stammkunde bei einigen Standlern ist. »Neben dem tollen Einkaufserlebnis bei den regionalen Produzenten trifft man hier auch viele Freunde«, sagt er. Er schätzt »den Austausch, das Tratschen«, das – nicht nur für ihn – zu einem guten Markttag dazugehört, der nicht selten bei einem Bier oder Hollersaft bei den Gastroständen ausklingt. Nebenbei belebt der Markt die Innenstadt. An den Markttagen (jeweils von 7.30 bis 12.30 Uhr) verzeichnet die Innenstadt »die mit Abstand größte Frequenz« an Fußgängern.

EIN URGESTEIN

Seit 32 Jahren ist Franziska König mit ihren Bioprodukten bei Wind und Wetter auf dem Markt.

Welche Apfelsorte sich am besten für Kompott eignet, welche für Kuchen: Franziska König kann in Fragen wie diesen nicht nur beraten, sie hat auch die geeigneten Äpfel parat, darunter seltene Sorten wie Gravensteiner und Rubinola. Seit 32 Jahren verkauft sie Äpfel, Birnen, Trauben und anderes Obst, Erdäpfel und Gemüse, selbst gemachte Marmelade und Säfte am Domplatz, bei Wind und Wetter, das ganze Jahr über.

Einen regnerischen, kalten Tag auszulassen, kommt für sie nicht infrage: »Es gibt Kunden, die kommen jede Woche und die möchte ich nicht enttäuschen«, sagt sie. Den Familienbetrieb in Mitterarnsdorf hat mittlerweile ihr Sohn Alfred junior übernommen. »Aber auf den Markt fährt immer noch die Mutter«, sagt die bald 70-Jährige. Als sie vor mehr als 30 Jahren hier am Wochenmarkt begonnen hat, waren sie und ihr Mann Alfred nicht nur eine der ersten Biobauern am Markt, sondern überhaupt in Österreich. »Da galt ich als Spinnerin«, erinnert sie sich, mittlerweile legen die Kunden großen Wert auf Bioqualität. »Der Erfolg«, sagt sie, »gibt uns recht.«

urgestein Gross falstaff SP Markt 8239

KAFFEEMEISTER

Kaffeeröster Felix Teiretzbacher ist mit seinem »Kaffeelix«-Stand seit fünf Jahren Teil des Markts.

Kaffee mag nicht das allertypischste Produkt für einen Wochenmarkt sein, seit fünf Jahren aber ist Felix Teiretzbacher mit seinem – in St. Pölten selbst gerösteten – Kaffee dabei. »Wir verschiffen unseren Kaffee international, aber mir taugt’s am Markt total, weil ich direkt bei den Kunden bin«, sagt Teiretzbacher, der 2022 als Weltmeister im Kaffeerösten prämiert wurde. Die Schlange für einen Cappuccino beim Kaffeelix-Stand ist manchmal durchaus lang: Auch, weil Teiretzbacher, seine Partnerin Christina und ihr Team sich Zeit nehmen, um Kunden über die Herkunft der Bohnen und Röstungen zu erzählen. »Man merkt, dass die Leute stolz auf eine regionale Rösterei auf einem sehr hohen Niveau sind«, sagt Teiretzbacher.

Kaffee Gross falstaff SP Markt 9484

DELIKATESSEN

Öle, Ravioli und viele Zitrusfrüchte gibt es bei Timna Tauchner und Ingeborg Lorenz.

Frisch gefüllte Ravioli, Gnocchi, Spaghetti oder Cannelloni: Manche Kunden kommen gar aus Wien und Salzburg, um sich beim »Famos«-Stand von Timna Tauchner und ihrer Mutter Ingeborg Lorenz mit Delikatessen aus Österreich, Italien, Slowenien und der Schweiz einzudecken.

Beliebt ist dabei nicht nur die Pasta, die beiden haben über das Jahr verteilt an die 50 verschiedene Sorten von Zitrusfrüchten (darunter viele Raritäten) in ihrem Sortiment, ebenso Öle, ausgefallene Pestosorten wie Salami-Peperoncini, Oliven, eine eigene Gewürzlinie und frisches Brot und Gebäck von Öfferl. »Jedes Produkt ist handverlesen«, erzählt Tauchner, »wir wissen, wie es schmeckt, kennen die Produzenten, wissen, wie sie arbeiten. Alles wird so erzeugt, wie wir uns das vorstellen.«

Delikatessen Gross falstaff SP Markt 8618

BIO AUS LIEBE

Beim »Bioplatzl«-Marktwagen findet man Apfelprodukte und vieles mehr.

2003 haben Sabine und Rudi Maierhofer den ersten Bio-Obstbaum auf ihrer Landwirtschaft in Karlstetten gesetzt, spätestens seit der Geburt ihrer ältesten Tochter 2005 war für die beiden klar, dass sie durchwegs auf hochwertige, biologische Produkte setzen wollen: Mit einer Auswahl ihres mittlerweile 100%-Biosortiments ist das Bioplatzl Maierhofer auch am Markt am Domplatz vertreten: Neben frischen Äpfeln, Zwiebeln, Gurken und anderem Gemüse ist das Bioplatzl für seine knusprigen Apfelchips (u. a. mit Edelbitterschokolade) bekannt, aber auch für Chilisaucen, Apfelwein und - essig – alle selbst am Hof produziert. Den Marktwagen der Maierhofers betreut seit Jahren Margarete Kruse (Bild rechts), die den Kontakt und Austausch mit den Kunden spürbar liebt.

Bio Gross falstaff SP Markt 8494

QUEREINSTEIER

Mexikanische Gurken aus Niederösterreich und mehr gibt es bei »Grünzeug vom Feld«.

Michael Kietreiber war in der Veranstaltungsbranche tätig, seine Frau Verena im Projektmanagement, als beiden eines Tages klar war: So wollen sie nicht weiterarbeiten. Als Quereinsteiger verschrieben sie sich dem »Market Gardening«: »Das ist wie ein Hausgarten, nur größer skaliert. Wir machen alles händisch und achten auf eine große Vielfalt auf kleiner Fläche«, sagt Michael. Auf nur 2500 m² sind es 120 verschiedene Sorten und Kulturen. Darunter Ungewöhnliches wie die mexikanische Minigurke »Melothria« (»sehr knackig, etwas säuerlich«), die Biobratpaprika »Shishito«, aber auch Okras, Ingwer, Rosmarin und andere Kräuter. Am Markt »sind wir super aufgenommen worden«, sagt Kietreiber. »Man bekommt so viel Wertschätzung.«

quereinsteiger Gross falstaff SP Markt 8373

BELLA ITALIA

Mortadella, Taleggio und andere Feinkost aus Italien findet man bei »Maria Rosa«.

Wer italienischen Charme sucht, wird bei Bortolomeo Passuello fündig: Der Italiener gastiert das ganze Jahr über mit »Maria Rosa – das rollende Feinkostgeschäft« auf dem Domplatz und hat sich italienischen Spezialitäten »von Kleinbetrieben von Südtirol bis Sizilien« verschrieben. Unglaublich groß ist nicht nur die Auswahl an Käsesorten (sehr beliebt: der Pecorino), sondern auch die Wursttheke, besonders für die riesige Mortadella stellt man sich gerne an, ebenso für die frischen Gnocchi und Tortellini. »Alles ist ohne Konservierungsstoffe hergestellt«, sagt Passuello, »und das schmeckt man.« Wer es süßer mag, findet hier Haselnusscreme aus dem Piemont, die nur aus drei Zutaten besteht (Haselnüssen, Kakao und Zucker) und, so das Versprechen, »fantastico« schmeckt.

BellaItalia Gross falstaff SP Markt 8764

TRADITIONELL

Die Gatterers sind mit ihren Fleisch- und Wurstwaren seit 25 Jahren am Markt.

Was wäre ein guter Markt ohne traditionellen Nahversorger mit Fleisch aus der Region? Einer von ihnen ist, und das schon seit 25 Jahren, der Familien- und Traditionsbetrieb »Gatterer« aus Ober-Grafendorf. Mittlerweile haben Magdalena Stern-Gatterer und ihr Mann Michael erfolgreich übernommen. Was geblieben ist, ist die altbewährte Qualität: Die Schweine werden direkt am Hof geschlachtet und verarbeitet, das Brot wird selbst gebacken und nebenbei werden auch noch die Dirndln aus dem eigenen Garten zu Sirup und Marmelade verkocht. »Ein ziemlicher Renner« sei »alles rund um Rohschinken und Geselchtes, aber auch die Fleischknödel«, sagt Stern-Gatterer. Auch wer Kümmelbraten, Fleischlaberl oder Grammelschmalz sucht, wird hier fündig.