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Essen & Trinken

Eine Reise durch die Nacht in St. Pölten

Musterfoto
zVg

Die »Chameleon Bar« entführt ihre Gäste in immer neue, fremde Welten. Im »Yesterday« erlebt man den klassischen Flair einer American Bar. Und im »Schau.Spiel« ist der Name Programm. Für Falstaff präsentieren die Barchefs drei ihrer Lieblingsdrinks.

Egal, ob in New York oder in St. Pölten – ein paar universelle Regeln gelten für jede American Bar, da ist sich Oliver Kloiber sicher: »Eine gute Bar erkennt man an ihren inneren Werten.« Sprich: Die besten sind von außen betrachtet nicht sonderlich ansehnlich. Oder, wie Kloiber es unverblümt formuliert: »Ein bissl schiarch.« Und im Inneren? »Gediegen muss es sein, nicht pompös.« Und die Cocktails, die man serviert, die müssen faszinieren und überraschen.

Dass der charismatische Barchef, der sein Leben seit 27 Jahren den besten Spirituosen verschrieben hat, sein Handwerk beherrscht, daran zweifelt in St. Pölten (und darüber hinaus) kaum jemand: Seine Bar »Yesterday« am Frauenplatz – zentral gelegen, gleich hinterm Rathaus – zählt seit Jahren zu den Fixpunkten der Nacht­gastronomie der Stadt. 92 Falstaff-Punkte konnte die Bar im aktuellen Barguide für sich verbuchen, Tendenz steigend.

VIEL PERSONALITY

Sie ist damit eine der besten von ganz Niederösterreich. »Und auch den Vergleich mit Wien müssen wir nicht scheuen«, sagt Kloiber, während er die Gäste mit persönlichen Empfehlungen versorgt. Das Persönliche spielt überhaupt eine große Rolle bei Kloiber – so wie guter Stil. Wer seine kleine Welt betritt, wird persönlich empfangen und begrüßt. Kloiber und sein Team öffnen Türen und nehmen Mäntel ab. Die Gäste sitzen in einem historischen Posthaus, erbaut im Jahr 1708, wovon nicht zuletzt das Deckengewölbe zeugt, das einen Blick nach oben wert ist. Im Sommer locken die Tische im ruhigen Innenhof.

Klar, dass hier auch keine Cocktails von der Stange serviert werden, im Gegenteil. Der Tagescocktail etwa lebt von saisonalen Produkten – und auch da ist Kloiber streng. Seinen Bellini etwa gibt es nur rund vier Tage im Jahr, nämlich dann, wenn die weißen Wein­gartenpfirsiche, die er von 100 Jahre alten Bäumen pflückt, bereit zur Ernte sind.

Auch Liebhaber spezieller Tropfen sind im »Yesterday« an der richtigen Adresse. Mehr als 750 Spirituosen stehen zur Auswahl, darunter Raritäten, die man anderswo vergeblich sucht. Einige davon verwahrt Kloiber sicher im Tresor in einem alten Schutzraum im Keller. Ein Besuch in den Katakomben mit dem Chef persönlich ist ein wahres Erlebnis. »Hier stehen ein paar Tausend Jahre an Spirituosen« sagt er nicht ohne Stolz.

FEIN GERÄUCHERT

Aber auch nach neuen Genüssen sucht man im »Yesterday« laufend. So hat man etwa Smoked Drinks im Repertoire. Kräuter wie Thymian oder Rosmarin werden zunächst geräuchert und füllen so nicht nur das Glas mit außergewöhnlichen Aromen – sondern die Bar mit ein bisschen Show: Dem Team beim Smoken am Tisch auf die flinken Hände zu sehen, macht Stimmung.

Um das Sortiment zu vervollständigen, wartet Kloiber auch mit Spirituosen – vom Gin über Rum bis Wermut – auf, die er selbst produzieren lässt. Und wer vorbestellt, der erhält zu seinem Drink auch das passende Bar-Food: Cocktailplatten und Tapas mit Serrano-Schinken und Pecorino.

Nicht weniger stilvoll, aber wesentlich moderner und bunter geht es einige Straßen weiter durch die Nacht: Im Jahr 2023 hat die »Chameleon Bar« am Herrenplatz eröffnet – und das mit einem visuell einzigartigen Konzept. Das Motto hier: »Der Wandel ist die einzige Konstante.« Erleben kann man den Wandel nicht nur auf der Cocktailkarte – dazu später mehr –, sondern mit allen Sinnen.

Die Wände der Bar werden mit einem 360-Grad-Beamer bespielt und verwandeln das »Chameleon« in immer wieder neue Welten. Wie passend also, dass das wandelbare afrikanische Reptil, dessen Augen ihm einen 360-Grad-Blick verleihen, als namensgebendes Tier fungiert.

ZU GAST BEI HARRY POTTER

Die Barbetreiber Benjamin Pflügl (mit gehörig DJ-Erfahrung) und Michael Müller (hinter der Bar) lassen vor allem bei speziellen Themenabenden ein bis zwei Mal im Monat die Kreativität spielen. So lädt man etwa in die »Zauberbar«, in der sich alles um Harry Potter dreht (inklusive Soundeffekten, dank derer einem etwa die Maulende Myrte auf der Toilette akustisch begegnet), oder zu einem »Mamma Mia«-Abend und in die »Cantina«-Bar (»Star Wars« lässt grüßen!)

Die Cocktails werden den Themen angepasst. Klassiker und spannende Interpretationen wie den Mezcal Negroni gibt es ohnehin immer – und einige Eigenkreationen wie »Benjis Mojito« (mit Pineapple Rum und Ananassaft), der von Chef Benjamin selbst kreiert wurde. Mehr als 100 verschiedene Drinks (darunter auch viel Alkoholfreies, aber nicht weniger Kreatives) finden sich auf der Karte. Mit seinem Co-Geschäftsführer Michael Müller kann hinter der Bar ohnehin wenig schiefgehen. Er mixte schon bei Wiener Bargrößen wie etwa »Roberto American Bar«. Bei den Gästen kommt das Konzept jedenfalls gut an. »Wer bei uns durch die Türe tritt, taucht sofort in eine andere Welt ein«, sagt Pflügl.

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EIN ECHTES SCHAUSPIEL

Weiterer Fixstern der St. Pöltner Gastronomie, der nicht zuletzt zu später Stunde viele Gäste anzieht: Das »Schau.Spiel«, zentral am Rathausplatz gelegen, ist eine perfekte Location – für gediegene Cocktail-Abende ebenso wie für den gepflegten Absacker. Wobei das Lokal nicht nur am Abend glänzt, sondern kulinarisch rund um die Uhr für Highlights sorgt.

Das Lokal ist Teil des Gastro-Imperiums des umtriebigen Otto Raimitz, der in der niederösterreichischen Szene kein Unbekannter ist. Er steckt nicht nur hinter dem »Schau.Spiel«, sondern unter anderem auch hinter dem »Klang.Spiel« in der St. Pöltner Schiffmannstraße sowie dem »Wellen.Spiel« in seiner Kremser Heimat, wo sich die Familie nicht zuletzt mit ihrer Konditorei längst einen Namen gemacht hat.

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Farbenpracht und volle Aromen auf der Cocktail-Karte: Das »Schau.Spiel« von Gastro-Größe Otto Raimitz lädt ganztags nicht nur zum Essen, sondern auch zum Feiern. (c) Kathi Kurzbauer

Das »Schau.Spiel« jedenfalls präsentiert sich in kräftigen Farben (viel Pink!), Aromen und mit viel Design. Am Vormittag wartet man mit einer reichhaltigen Frühstückskarte (vom Wildlachs-Bagel über die orientalische Platte mit Hummus bis zum Bircher Müsli) auf, ab Mittag gibt es unter anderem Burger und echte Klassiker der heimischen Küche. Und wenn dann endlich der Abend kommt, übernehmen auch hier die Barkeeper mit ihren Cocktails das Kommando – etwa mit einem herrlich klassischen Pornstar Martini.

Fazit: Bei dieser Auswahl wird die Nacht in St. Pölten schnell zu kurz.