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Prägende Unternehmer-Persönlichkeiten der Stadt:
Franz König

Lesen Sie im dritten Teil der Stadtments über Mitglieder der Plattform
St. Pölten als wegweisende Persönlichkeiten, über Menschen, die
St. Pölten mitgestaltet haben zu einer liebens- und lebenswerten Hauptstadt Niederösterreichs.

Franz König: "Stammkundenpflege ist uns besonders wichtig."
Fotos: privat
Die Kremsergasse mit dem Bekleidungsgeschäft Kraushofer im Wandel der Zeit.
Franz König:
Franz König:
Das "nanu" erregte Aufsehen.
Nico war lange Jahre Anlaufstelle für modebewusste Herren.
Herrenausstatter Bruckner lebt das Motto "always dressed well".

Menschen formen Orte; durch ihre Schaffenskraft, ihr Engagement, ihre Dienstleistung, ihre Ideen, auch durch ihren Besitz: Die Immobilien von Hausbesitzern sind physische Substanz der Stadt. Die Angebote von Unternehmern schaffen Lebensqualität und Arbeitsplätze. Beider Engagement wirkt sich auf die Struktur und die Qualität des Zusammenlebens in der Kommune aus.

Im Porträt: Franz König
Franz König, Jahrgang 1946, geboren und aufgewachsen in St. Pölten, ist Unternehmer und Kaufmann. Er war viele Jahre im Aufsichtsrat der Sparkasse tätig.

Franz König, für St. Pöltner ist ihr Name untrennbar verbunden mit Mode, vor allem mit Herrenmode. Wie sind Sie zur  Bekleidungsbranche gekommen, was mögen Sie daran?

Ich bin damit aufgewachsen, das war für mich immer die wesentliche Sache, die ich machen will – nicht nur Mode, sondern Handel. Mein Vater war geschäftsführender Gesellschafter Bekleidungsgeschäft Kraushofer in der Kremser Gasse. Ich bin nach der Handelsschule und nach Praktika in München und Krems dort eingestiegen. Ich war auch einige Jahre im Vorstand das Einkaufsverbands KATAG tätig.

Nicht nur — Sie haben dann ja weitere Modegeschäfte in der Innenstadt gegründet.

Ja, 1983 eröffneten wir eine junge Boutique in der Kremser Gasse, mit starken Marken. Das „Nanu“ war ein Hammer für junge Leute. Dann kam das Hemdengeschäft Nicodim dazu, daraus wurde Nico — eine Herrenboutique mit führenden Exklusivmarken. Und 1991 bekam ich das Kleidergeschäft Bruckner angeboten, das ich 1992 übernommen und zum kompetenten Herrenausstatter entwickelt habe. Meine Frau hat mich bei all diesen Aktivitäten von Anfang an sehr unterstützt, sie war bis 2018 tätig.

Das Bekleidungsgeschäft Kraushofer hat 1999 geschlossen. Warum?

Kraushofer war 1889 gegründet worden. Aufgrund der Marktereignisse im Modehandel kamen mein damaliger Gesellschafter Kraushofer und ich zum Entschluss, dieses Bekleidungsgeschäft für Damen, Herren, Kinder zu schließen.
Wir gewannen dann mit dem Bertelsmannverlag einen kompetenten Mieter, aus dem sich aufgrund verschiedener Firmenübernahmen die Buchhandlung Thalia entwickelt hat.
Aus „Nanu“ ist in den 1990er-Jahren „Street One“ geworden, Nico wurde aufgelöst, vor allem wegen des Verfalls diverser Exklusivrechte auf Marken.

Was hat sich grundsätzlich verändert im Modehandel?

Damals ist man auf große Messen gefahren, hat Marken gefunden, die man zuhause gut verkaufen kann, vor allem an die Stammkunden. Das Geschäft war sehr beratungsintensiv.

Der Herrenausstatter Bruckner ist unter dem Motto „Always dressed well“ weiterhin sehr erfolgreich bei vielen Generationen. Was ist das Geheimnis des Erfolges?

Unsere Mitarbeiter bieten Stammkundenberatung bis zum perfekten Outfit, persönliche Gespräch, ehrliche Qualitäten, Stammkundenpflege ist uns besonders wichtig. Wir merken oft, dass die Kunden dankbar sind für unser Tun. Denn wir haben eine partnerschaftliche Beziehung zu unseren Kunden, sie Kunden vertrauen uns — das kann man nicht digitalisieren.

Digitalisierung ist aber nicht das Einzige, das den Handel in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Der Handel hat sich in zwei Etappen verändert. In den 1980er-Jahren haben die Einkaufszentren ihre Verkaufsflächen um bis zu 50 Prozent erweitert, mit ausreichend Parkmöglichkeit. Das war ein ungleicher Wettbewerb und großer Nachteil für die Innenstadt
Das Internet ist intensiv geworden mit der Pandemie — die unterschiedlichsten Marken sind problemlos online erhältlich. 

Wie sehen Sie die Zukunft des Handels, des Unternehmertums?

Nüchtern durch die ganzen Umstände, wir wollen unsere Existenz erhalten. Es hat sich viel verändert. Unternehmer haben Manager geholt, die haben ein anderes Denken. Die meisten sind an Hochschulen ausgebildet und schießen mit den "Kriegskassen" der Konzerne für sich den Markt frei. Das Partnerschaftliche, der Handschlag ist weg. Vorbildfigur des familiären Unternehmertums war für mich Rudolf Leiner, er war ein wichtiger Vordenker.

Was kann die Stadt St. Pölten besser machen, wie kann die Stadt den Handel unterstützen?

So schlecht ist es nicht in St. Pölten. Manche Segmente fehlen, Damenmode zum Beispiel. Im Großen und Ganzen bin ich mit der Stadt zufrieden. Die Infrastruktur ist sehr gut. Die Parkplätze sind nicht so, wie es sich der Kaufmann wünscht. Aber mit der Domgarage sind ja Pläne vorhanden.

Was schätzen Sie in Ihrer freien Zeit?

Ich habe ein Jagdrevier. Ich bin zwar nicht der große Schießer, aber ich mag das Milieu der Jagd und gehe gern mit meinem Dackel in den Wald.