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Traisen-Wasserverband feiert 100-jähriges Jubiläum

Der Traisen-Wasserverband wurde vor etwa einhundert Jahren gegründet und zählt zu den ältesten Wasserverbänden des Landes. Die Traisen ist Paradebeispiel für einen besonders intensiv genutzten Fluss, am Beispiel der Traisen lässt sich Umweltgeschichte schreiben. Eigentlich war das 100-jährige Jubiläum bereits im Jahr 2020, coronabedingt mussten die Feierlichkeiten aber auf heuer verschoben werden.


Mit hochkarätigen Gästen wurde das 100-jährige Jubiläum des Traisen-Wasserverbandes im VAZ gefeiert. (Foto: Wolfgang Mayer)

Seit nunmehr 100 Jahren sorgt der Traisen- Wasserverband dafür, dass die Menschen in der Region entlang der Traisen sicher leben, arbeiten und wohnen können. Bereits 1817 wurden die ersten umfangreichen Schutzbauten an der Traisen errichtet, doch es brauchte mehr als 100 Jahre, um eine agile und aktive gemeindeübergreifende Institution ins Leben zu rufen. Dieser wurde am 10. November 1920 gegründet und sollte anfangs nur rund 34 Kilometer des Flusses regulieren. Mittlerweile werden vom Verband rund 150 Kilometer Gerinnelänge und eine Fläche von 900 Quadratkilometern zwischen St. Aegyd und Traismauer gesichert. Durch die Regelung und Erhaltung des Flusses, der Ufersicherung sowie den umfangreichen Hochwasserschutz hat der Verband die Lebensqualität der Bevölkerung nicht nur gesichert, sondern auch gesteigert. Standen anfangs Regulierungsmaßnahmen im Fokus des Verbands, konzentriert er sich heute eher um die Revitalisierung der Traisen. Für die wichtige Tätigkeit des Verbandes bedankt sich Bürgermeister Stadler, der zugleich Obmann des Traisen-Wasserverbandes ist: „Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser ist ein kostbares, für die Natur und den Menschen unentbehrliches Gut”, heißt es in der Europäischen Wasser-Charta. Die Lebensqualität in St. Pölten und dem umliegenden Traisental wird erheblich durch die Traisen verbessert – sie ist sozusagen die Schlagader St. Pöltens. Dass dem so ist, verdanken wir zu einem Großteil dem Traisen-Wasserverband.“

Viele Jahrhunderte vom Menschen beeinflusst

Ein in St. Pölten geborgener Gedenkstein aus der Römerzeit, der dem Flussgott Neptun anlässlich einer Regulierung gewidmet wurde, ist einer der ältesten Belege für flussbauliches Handeln überhaupt. Bei den Eingriffen der Römer nördlich der Alpen handelte es sich in der Regel allerdings um kleinere Maßnahmen, da sie Gewässer als heilige Objekte betrachteten. Viel gravierender waren die Auswirkungen der Wasserkraftnutzungen ab dem Spätmittelalter. Da das Wasser der Traisen durch Mühlbäche ausgeleitet wurde, trocknete ihr Flussbett bei Niederwasser fallweise aus. Zudem war das Gewässerkontinuum durch zahlreiche Wehranlagen unterbrochen. Wie katastrophal die Zustände bereits im 16. Jahrhundert waren, belegt der Umstand, dass der Kaiser eigens zum Schutz der Traisen eine Fischordnung erließ. In diesem Gesetz legte er fest, dass die Wehranlagen einen abgesenkten Bereich aufweisen müssen, damit die Fische aufsteigen können. Dabei handelt es sich wohl um den ältesten Nachweis einer Fischaufstiegshilfe überhaupt. Untersagt war auch eine vollständige Ausleitung des Traisen-Wassers, damit die Fische und die Fischbrut nicht geschädigt würden.

Regionale Geburtsstätte der Industrie

An den Ufern der Mühlbäche entwickelte sich eine vielfältige Gewerbelandschaft. Neben Getreidemühlen gab es Schleifmühlen und Hammerwerke für die Eisenindustrie, Walkmühlen für die Tucherzeugung, später auch Hadernmühlen für die Papiererzeugung, Sägemühlen für die Holzverarbeitung und unterschiedliche Werke zum Zerkleinern wie Knochen-, Öl- und Pulverstampfen. St. Pölten gilt als die Wiege der österreichischen Papierindustrie, da hier im 15. Jahrhundert die erste Hadernmühle errichtet wurde.

Blick in die Zukunft

Während bis vor einigen Jahren der Fokus des Verbandes auf der Regulierung der Traisen gelegen ist, liegt er heute auf der Renaturalisierung des Flusses. Durch diese Wiederherstellung von natürlichen Flussläufen gewinnen die Traisen und ihr Umland an ökologischem Wert zurück – einem Wert, der in Zukunft noch wichtiger werden wird. Der Traisen-Wasserverband berücksichtigt bei seinen umfangreichen Projekten nicht nur uns Menschen, sondern auch Umwelt und Natur. Dies ist wichtiger denn je, denn Gewässer sind ökologische Lebensräume, die – genau wie der Mensch – Raum benötigen.

M21 0302 KopieWichtige Persönlichkeiten aus der Politik und der Wirtschaft haben gemeinsam mit der Geschäftsführung des Traisen-Wasserverbandes an der Jubiläumsfeier teilgenommen. (Foto: Wolfgang Mayer)