Zur Navigation Zum Inhalt

Ein Nein zur Gewalt gegen Frauen ist ein Ja zu Menschenrechten

Im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ wird weltweit von 25. November bis 10. Dezember das Recht auf ein gewaltfreies Leben eingefordert.

Fahne zur Aktion gegen Gewalt am Rathaus. (Foto: A. Kalteis)
Gemeinsam Flagge zeigen: Die Frauenplattform St. Pölten (eine Initiative des Büros für Diversität der Stadt St. Pölten) setzt mit der Fahnenaktion ein sichtbares Zeichen für ein freies Leben ohne Gewalt. (Foto: A. Kalteis)

„16 Tage gegen Gewalt“ ist eine internationale Kampagne, die jedes Jahr von 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, bis 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, stattfindet. In diesem Zeitraum machen Städte und Institutionen weltweit auf die unterschiedlichen Facetten von Gewalt gegen Frauen aufmerksam und erinnern daran, dass jeder Mensch das Recht hat, ohne Gewalt leben zu dürfen. Die Frauenplattform St. Pölten (eine Initiative des Büros für Diversität der Stadt St. Pölten) nimmt seit vielen Jahren an der Aktion teil. Während des gesamten Aktionszeitraumes weht die Themenfahne „frei leben ohne gewalt“ vor dem Rathaus.

Zahlen vom 1. Jänner - 31. Oktober 2020

  • 167 Betretungsverbote, die in der Stadt St. Pölten von der Polizei ausgesprochen wurden
  • 1.896 Betretungsverbote, die niederösterreichweit von der Polizei ausgesprochen wurden
  • 2.706 Personen, die vom niederösterreichischen Gewaltschutzzentrum beraten wurden
  • 42 Frauen, 57 Kinder – Gesamtzahl der Frauen & Kinder, die im St. Pöltner Frauenhaus Zuflucht suchten
  • 9.976 Gesamtnächtigungen im Frauenhaus St. Pölten. Durch die Pandemie kam es heuer zu deutlich längeren Aufenthaltszeiten im Frauenhaus St. Pölten.

Zahlen von 2019

  • 102 Betretungsverbote, die in der Stadt St. Pölten von der Polizei ausgesprochen wurden
  • 1.506 Betretungsverbote, die niederösterreichweit von der Polizei ausgesprochen wurden
  • 2.821 Personen, die vom niederösterreichischen Gewaltschutzzentrum beraten wurden
  • 73 Frauen, 91 Kinder – Gesamtzahl der Frauen & Kinder, die im St. Pöltner Frauenhaus Zuflucht suchten
  • 12.031 Gesamtnächtigungen im Frauenhaus St. Pölten

Stimmen gegen Gewalt

Folgende Mitglieder der Frauenplattform St. Pölten machen durch ihre Statements zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ aufmerksam:

Mag.a FH Olinda Albertoni, Leiterin Haus der Frau – Frauenhaus St. Pölten:
„2020 wird als Jahr der Pandemie durch Covid 19 in die Geschichte eingehen, doch bestürzender Weise auch als Jahr, welches Frauen aufgrund von unbezahlten Arbeitsleistungen im privaten Bereich und geringeren Gehältern noch drastischere Benachteiligungen mit über Jahrzehnte langen Folgen für ihre Biografien beschert.
Das Virus bringt Distanz in alle öffentlichen Bereiche, doch im Privaten eine erzwungene, wochenlang andauernde, unausweichliche Nähe. In mancher ohnehin schon problembelasteten Situation führt dies in die Eskalation von Gewalt gegen Frauen und Kinder. Gewalt, die vereinzelt ein ungeheures Ausmaß an Bedrohlichkeit und Lebensgefahr birgt.
Das notwendige Netz an Sicherheit lässt sich in High-Risk-Situationen nur durch institutionsübergreifende Zusammenarbeit mit Polizei und Gewaltschutzzentrum herstellen.
Doch kamen 2020 aus Angst vor zusätzlichen Unsicherheiten wie Jobverlust, Wohnungs- und Perspektivenlosigkeit nicht unmittelbar mehr Frauen in die Frauenhäuser. Eine größere Zahl an Frauen und Kindern, hätten die seit 2019 beinahe zur Gänze ausgelasteten Frauenhäuser Niederösterreichs auch nicht fassen können. Erstmals stehen zusätzliche Notwohnungen in Reserve.
Die für alle gleichermaßen problematische Situation auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt führt zwangsweise zu längeren Aufenthalten im Frauenhaus. Mehr denn zuvor sind die Bewohnerinnen auf die fachliche Unterstützung des Frauenhaus-Teams und finanzielle Hilfe durch Spenden für die existenzielle Sicherung nach dem Aufenthalt im Frauenhaus angewiesen.
Durch die ungebrochene Leistungsbereitschaft des gesamten Mitarbeiterinnenteams ist es möglich, unter den derzeitigen schwierigen Bedingungen und allen zusätzlichen neuen Anforderungen den 0 – 24 Uhr Betrieb im Haus der Frau – Frauenhaus St. Pölten zu meistern. Ihr Einsatz sollte nicht nur lobende Worte finden.“

Mag.a (FH) Michaela Egger, MA, Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum NÖ – St. Pölten, Anerkannte Opferschutzeinrichtung im Auftrag des BM.I, BKA und BMJ:
„Seit 1999 gilt der 25. November als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Die Vereinten Nationen haben diesen Tag als einen offiziellen Gedenktag1 anerkannt. Weltweit finden bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag für Menschenrechte Aktionen unter der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ gegen Gewalt an Frauen und Mädchen statt. „Orange The World“, eine weitere Kampagne der UN findet ebenfalls in den 16. Tagen gegen Gewalt statt. Weltweit erstrahlen Gebäude in oranger Farbe, um gemeinsam ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
Kampagnen gegen Gewalt tragen dazu bei, die Gesellschaft über Gewalt zu informieren. Kampagnen sollen zum Nachdenken aber auch zum Handeln anzuregen. Wir wissen, dass Gewalt viele Gesichter hat und keine sozialen Grenzen kennt. Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt. Personen die Gewalt ausüben sind für dieses Verhalten verantwortlich. Seit vielen Jahren nehmen Kolleginnen des Gewaltschutzzentrums Niederösterreich in den jeweiligen Bezirken an Aktionen im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ teil. Seit Bestehen des Gewaltschutzzentrums begleiten und unterstützen die Mitarbeiterinnen betroffene von Häuslicher Gewalt und Stalking auf dem Weg in ein Gewaltfreies Leben.
Die Mitarbeiterinnen tragen einen wichtigen Beitrag dazu bei, dass über das Thema Gewalt an Frauen und Mädchen gesprochen wird und dagegengehalten wird. Gewalt an Frauen sichtbar machen führt zur Enttabuisierung und ist unerlässliche Präventionsarbeit. Jede und jeder ist gefordert dem gesamtgesellschaftlichen Problem häuslicher Gewalt, Gewalt an Frauen und deren Kindern entgegenzutreten.“

DSAin Ulrike Limberger, Leiterin Frauen- und Mädchenberatungsstelle Frauenzentrum St. Pölten:
„Gerade Frauen- und Mädchenberatungsstellen - als oft erste Anlaufstelle bei häuslicher Gewalt - leisten nicht nur in der Akutphase einen wesentlichen Beitrag, sondern sind ein wichtiges Glied in der Interventionskette gegen Gewalt. Besonderes Augenmerk wird auf die Vor- und Nachsorge der gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen gelegt. Durch unser umfangreiches Beratungsangebot können wir Frauen – schon bevor sie unmittelbar und direkt von Gewalt betroffen sind – umfassend beraten und unterstützen, um sie zu stärken. Das Thema Gewalt geht aber alle an – Männer, Frauen, die Gesellschaft und die Politik - und liegt nicht in der Verantwortung der betroffenen Frauen. Viele Frauen konnten in diesem herausfordernden Jahr durch krisenhafte Zeiten begleitet werden, viele haben Ängste, bei vielen Paaren werden unausgesprochene Beziehungsprobleme virulent und noch offensichtlicher. Wir verzeichnen eine Zunahme an Beratungen zu den Themen Scheidung- bzw. Trennung, existentiellen Sorgen und zu psychischen Problemen. Umso wichtiger, dass es eine Frauen- und Mädchenberatungsstelle in der Landeshauptstadt gibt, wo sich Frauen und Mädchen mit ihren Sorgen und Problemen ganz unbürokratisch hinwenden können“.

Dr.in Eva Hahn, Präsidentin, SI Club St. Pölten Allegria
„In den vergangenen Monaten der Krise ist die Ungleichheit zwischen Mann und Frau wieder größer geworden. Es sind vor allem Frauen, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit – unter Umständen im Homeoffice - auch die Betreuung der Kinder während der Schulschließungen und die Tätigkeiten im Haushalt übernehmen müssen. Das coronabedingte Zusammenleben von Familien auf engem Raum, rund um die Uhr ohne „Auswegmöglichkeiten“ – und das über mehrere Wochen , sowie zunehmende Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, verstärken Aggression und belasten Beziehungen. Zumeist sind dabei Frauen die Leidtragenden, die vermehrt Wut und Aggressionen und untern Umständen sogar Gewalt zu ertragen haben. Das ist aber keinesfalls achselzuckend hinzunehmen!
Eines der primären Ziele des Soroptimismus ist es, solche Missstände aufzuzeigen und die Lebenssituation von Frauen zu verbessern.
Die Corona-Pandemie bietet aber auch Chancen für einen Neubeginn und Chancen für eine geänderte Werteskala. Wir brauchen mehr Wertschätzung für fürsorgende Tätigkeiten in Familie, Haushalt und sozialen Vereinen. Nicht ruinöser Wettbewerb, Macht und Profit sollen die alleinigen Treiber sein. Nur durch die steigende Anerkennung von Fürsorge und Fürsorgearbeit in unserer Gesellschaft kann man diesen Strömungen entgegensteuern und so zu einem gerechteren Verhältnis zwischen den Geschlechtern beitragen.
Unser Club Soroptimist St. Pölten Allegria hat für die kommenden 2 Jahre das Motto „Women Empowerment – Frauen stärken Frauen“ gewählt. Wir möchte Frauen motivieren und unterstützen, zu mehr Autonomie, Selbstwert und Selbstkompetenz zu kommen. Das sind die besten Garanten, Gewalt gegen Frauen nicht zuzulassen!“

Mag.a Silke Lohberg, Teamleiterin FBZ St. Pölten, Verein zb zentrum für beratung:
„Gewalt gegen Frauen* ist als geschlechtsspezifische Gewalt strukturell und umfasst alle Formen der Diskriminierung von Frauen*.
Strukturelle Gewalt gegen Frauen* zeigt sich in der ungleichen Verteilung gesellschaftlicher, ökonomischer und kultureller Bedingungen.
Strukturelle Gewalt gegen Frauen* wird nach wie vor und aktuell in traditionellen Rollenzuschreibungen fixiert und äußert sich im privaten wie im öffentlichen Leben.
Gewalt gegen Frauen* verletzt die Menschenrechte und die Grundfreiheiten. Sie hat nachhaltige Folgen für die Betroffenen und für die gesamte Gesellschaft.“

Christine Plank, kfb-Vertreterin in der Frauenplattform St. Pölten:
„Die Kath. Frauenbewegung der Diözese St. Pölten weiß um die weltweite, strukturelle Benachteiligung von Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft. Auch das ist Gewalt. Es ist wichtig diese Schieflage anzusprechen, immer wieder zu benennen und Lösungen aufzuzeigen. Wir tun dies durch Frauenprojekte, Bildungsarbeit, Friedensarbeit, Persönlichkeitsbildung,... Aus der Kraft des Glaubens heraus von der Sprachlosigkeit in die Handlungsfähigkeit zu gelangen, dafür setzt sich die Kath. Frauenbewegung ein. In den Pastoralen Diensten, in der Klostergasse wird im Aktionszeitraum „die Fahne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ sichtbar sein!“

DSAin Petra Fischer, Leiterin Mutter-Kind-Haus, Caritas St. Pölten:
„Nicht oft genug können wir betonen, dass alle Menschen das Recht auf ein gewaltfreies, selbstbestimmtes Leben haben. Medienwirksam wird oft nur über die eskalierte Gewalt berichtet. Viel subtiler und oft unterschätzt sind Formen der psychischen Gewalt, wie Drohungen, Nötigungen und Demütigungen gegen Frauen und Mädchen. Neue Technologien machen es noch einfacher für Täter. Gegen Mobbing, Stalking und Hasspostings muss es endlich ausreichend Schutz und strenge Konsequenzen für die Täter geben. Politik und Gesellschaft müssen sich eindeutig gegen diese Form der Gewalt positionieren. Nicht zu vergessen: Frauenschutz ist auch Kinderschutz.“

Stadträtin Mag.a Renate Gamsjäger, Vorsitzende des SPÖ-Bezirksfrauenkomitees St. Pölten:
„Gewalt gegen Frauen ist ein No Go. Gewalttätigkeit gegen Schwächere -in welcher Form auch immer - ist kompromisslos abzulehnen.
Die Gesellschaft in Österreich tut viel, um die Opfer zu schützen.
Viel mehr muss noch geschehen, um von den Tätern die Konsequenzen und eine Änderung ihres Verhaltens einzufordern.“

Ulrike Reindl, MSc, Projektleiterin Qualify for Hope, ProVita Bildungs GmbH:
„There is one universal truth, applicable to all countries, cultures and communities: violence against women is never acceptable, never excusable, never tolerable.” Ban Ki-Moon

Mag.a Martina Eigelsreiter, Leiterin Büro für Diversität St. Pölten:
„Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem, das gesellschaftlich gelöst werden muss. Denn das Recht auf seelische und körperliche Unversehrtheit ist ein elementares, unantastbares Menschenrecht. Es ist wichtig, Gewalt an Frauen zu erkennen, zu benennen und dagegen zu handeln. Zu einer verstärkten gesellschaftlichen Sensibilisierung bezüglich des Themas tragen Informationskampagnen wie die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ maßgeblich bei. Seit Jahren beteiligt sich die Frauenplattform St. Pölten mit zahlreichen Veranstaltungen an dieser internationalen Kampagne und weist damit öffentlich auf die Problematik der häuslichen Gewalt hin und zeigt mögliche Wege aus dem Gewaltkreislauf auf. Beratung, Betreuung, Soforthilfe – St. Pölten verfügt über ein dichtes Gewaltschutznetzwerk. Die Mitglieder der Frauenplattform sind Kämpferinnen für die Rechte der Frauen, für deren selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben ohne Gewalt und Leid und damit unverzichtbar für unsere Stadt.“

Presse-Download