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Bevölkerungsschutz-Tipp: Safer City

Was ist ein Blackout und wie kann es entstehen – Peter Puchner – Sicherheitsbeauftragter der Stadt St. Pölten gibt in seinen Kolumnen Fakten und wertvolle Tipps, um sich auf unvorhergesehene Situationen vorzubereiten.
Mann mit Stromkabel
Peter Puchner, Sicherheitsbeauftragter der Stadt St. Pölten betreut die Kolumne Bevölkerungsschutz.

In einem österreichischen Haushalt fällt durchschnittlich weniger als eine Stunde pro Jahr der Strom aus. Damit zählt Österreich zu den zuverlässigsten Stromversorgern weltweit. Leider sind wir keine Insel und eingebunden in ein europäisches Versorgungsnetz, Strom wird mitunter z.B. von den Windparks Norddeutschland in den Süden Italiens und von den Photovoltaikanlagen aus Europas Sonnenlagen in den Norden geschickt.
Stromausfälle können aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Dazu zählen Witterungseinflüsse wie Eis, Sturm, Lawinen, Hochwasser, Erdrutsche oder Brände uvm. Fremdeinflüsse wie Cybercrime oder menschliches Versagen können im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen.

Was ist ein Blackout, wie kann es entstehen, was sind die Auswirkungen?

Ein Blackout ist ein großflächiger, länger andauernder Stromausfall. Betroffen sind z.B. ganze Bundesländer, ein Staat oder im schlimmsten Fall ganz Europa und das für einen Tag oder auch mehrere Wochen.
Die Entstehung eines Blackouts ist meist eine Verkettung mehrere Ereignisse. Ein schwerer Eisregen hatte im Jahr 2014 zum Abriss wichtiger Leitungen und in weiterer Folge zu einem Blackout in weiten Bereichen Sloweniens geführt.
Im März 2015 waren 80 Millionen Menschen in der Türkei einige Stunden möglicherweise aufgrund eines Hackerangriffes ohne Strom. Dieses Blackout verursachte in den umliegenden Staaten schwere Stromschwankungen und brachte die Netzsicherheit an den Rand der Leistungsfähigkeit – ein kaskadenartiges Blackout weit in den zentraleuropäischen Raum konnte gerade noch verhindert werden.
Das gesamteuropäische Stromnetz funktioniert mit einer Frequenz von 50 Hertz. Bei einer Schwankung von mehr als 0,2 Hertz nach oben oder unten kollabiert das Netz. Schäden an Elektrogeräten, speziell mit sensibler Elektronik wie z.B. in Computern, Steuerungen u.ä. sind die Folge. Für die Erhaltung dieser Netzspannung sorgt in Österreich die Austrian Power Grid. Es muss zu jedem Zeitpunkt genau so viel Strom erzeugt wie verbraucht werden. Hier sind die Engpassmanagementkosten von 2011 2 Mio. Euro auf 324 Mio. Euro im Jahr 2017 gestiegen. Ein signifikantes Zeichen erhöhten Regelbedarfes.

Was sind die Auswirkung eines längeren Stromausfalles und den daraus resultierenden Schäden?

Ampeln, Schranken, elektrische Garagentore, Aufzüge, Kühlung, Heizung sind nur Teilbereiche des zusammenbrechenden Infrastrukturnetzes. Wen rufen Sie an, wenn etwas nicht funktioniert? Im Grunde genommen niemanden – das Mobilfunknetz bricht spätestens nach 1-2 Stunden mangels Stromversorgung der Sendemasten vollkommen zusammen, ebenso das Internet. Festnetztelefonie funktioniert nur, wenn die Telefonapparate direkt mit Kupferkabeln verbunden sind – meist liegt jedoch ein stromversorgtes Relais dazwischen. Tankstellen pumpen keinen Treibstoff – die Pumpen funktionieren auch mit Strom.
In Gemeinden, die keine entsprechende Vorsorge getroffen haben, kommt im Regelfall die Wasserversorgung zum Erliegen, die Kanalisation in Tieflagen ist überfüllt, in Krankenhäusern laufen dieselversorgte Notstromaggregate an, solange der Treibstoff reicht, der Müll wird nicht mehr entsorgt und die Banken sind geschlossen, Bankomaten geben kein Geld aus.
In der Landwirtschaft fallen Melkanlagen aus, Lüftungen, automatische Fütterungsanlagen funktionieren ohne Notstromaggregat nicht.
Ebenfalls Betroffene sind Rettungsorganisationen, Feuerwehren und Polizei. Die Kommunikation, der Behördenfunk kann ca. 12 Stunden aufrechterhalten werden, ohne eigene Treibstoffreserven, natürlich stromautark beziehbar, endet die Mobilität mit dem leeren Treibstofftank des Einsatzfahrzeuges.
Kassensysteme und Kühlung von Supermärkten fallen aus, mangels Lagerkapazitäten werden die Regale rasch leergeräumt sein.
Die öffentliche Hand wird keinesfalls Kapazitäten haben um, wie in St. Pölten, rund 60.000 BewohnerInnen, mit Nahrung und Getränken zu versorgen. Urlauber, Pendler werden in der Stadt gestrandet sein.

Soweit das düstere Bild nur einiger Auswirkungen eines Blackouts und nun die Möglichkeiten eine derartige Krise zu entschärfen.

Was können Sie tun, welche Bereiche können durch die Stadtverwaltung abgedeckt werden.

Wichtige Infrastruktureinrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser, kommunale Trinkwasserversorgungsanlagen oder Abwasserentsorgungseinheiten in Tieflagen verfügen über dieselbetriebene Notstromaggregate. D.h. solange entsprechende Treibstoffressourcen und natürlich auch geschultes Personal in ausreichendem Ausmaß vorhanden sind, gibt es ein eingeschränktes Funktionieren der kritischen Infrastruktur. Städte wie St. Pölten berufen für Krisenfälle einen geschulten und entsprechend großen behördlichen Einsatzstab ein. Notfallpläne werden für Krisenszenarien in „Friedenszeiten“ erarbeitet und bei Bedarf evaluiert und neuen Bedrohungsszenarien angepasst.
Ein wesentlicher Bestandteil aller Notfallpläne ist jedoch die Eigenvorsorge der Bevölkerung – keine kommunale Einrichtung weltweit ist in der Lage bei flächendeckendem Blackout oder auch anderen Krisen die gesamte Bevölkerung zu versorgen, vor allem vor dem Hintergrund, dass möglicherweise Nachbarstaaten auch betroffen sind.

In Österreich gibt es rund 4 Mio. Haushalte – alle Menschen mit z.B. Gaskochern und Lebensmittel zu versorgen ist unmöglich.
Eine wesentliche Hilfestellung für das Erstellen einer Selbstversorgung gibt der Zivilschutzverband. In Niederösterreich ist der NÖ Zivilschutzverband in Tulln situiert. Hier kann eine entsprechende Beratung erfragt werden.
Mit etwas Fantasie und Liebe zum Detail kann man jedoch zumindest eine Versorgung für eine Woche genau auf seine Bedürfnisse und Ernährungsgewohnheiten ev. auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten abstimmen. Eine gut gefüllte Hausapotheke, vor allem bei chronischen Erkrankungen, ist von großem Vorteil.
Bitte nicht vergessen: Herd, Kühlschrank, Kühltruhe funktionieren nicht.
Denken sie vielleicht an ihren letzten Campingurlaub, auf einem Griller kann auch gekocht werden wenn ausreichend Grillkohle vorhanden ist, ein Lagerfeuer wärmt und ist für Speisenzubereitung geeignet. Unterhalten Sie sich mit Ihren Nachbarn – Vorsorgegemeinschaften sind eine Möglichkeit eine Krise zu bewältigen und stärken den Gemeinschaftsgeist.