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Das Bürgertheater entdeckt verlorene Orte

Das Bürgertheater am Landestheater Niederösterreich begibt sich ab 12. Mai auf die Suche nach verborgenen, verschwundenen Orten.
Foto: fotolia/Gordon Bussiek
Bürgertheater ist wieder in der Stadt - Foto: fotolia/Gordon Bussiek

Als Spielort dient ein Zirkuszelt. Der Zirkus hält formal verschiedene Erzählungen (Orte) und Figuren zusammen. Eine revuehafte Struktur erlaubt eine sprunghafte zeitliche Chronologie aber auch eine eindeutige Verortung

Die ErzählerInnen, ihrer Persönlichkeit und ihren Vorlieben entsprechend originell, dramatisch, pädagogisch wertvoll, lustig, einsilbig, pathetisch, fantasiereich und nicht immer wahr, geheimnisvoll, traurig bzw. sentimental und so weiter, haben allesamt theatralische/circensische Hilfs- und Zaubermittel zur Verfügung, um ihre Geschichte optimal zu erzählen. Wie erzählt man einen verschwundenen Ort? Wie macht man ihn hör-, sicht- und vor allem spürbar? Hier bietet das Zelt Raum für verschiedenste Darstellungsformen, auch ist Zirkus traditionell ein Ort der Unterhaltung als auch durch seine Flüchtigkeit ein Ort der Melancholie.

Reizvoll und geradezu ein Beleg für die Relevanz und die Aktualität des Themas ist auch der Standort des Zirkuszelts: Auf dem Gelände des Stadtteilentwicklungsprojekts „Leben am Fluss“ zwischen Sparkassenpark und Traisen gelegen, befindet es sich selbst an einem Ort, an dem das Entschwinden des Alten und das Entstehen neuer urbaner Strukturen ganz aktuell beobachtet werden kann: Bis vor etwa zwei Jahren befand sich auf der jetzigen Brachfläche ein Gebäude des Beschäftigungsprojekts GESA und nur wenige Monate, nachdem das Zelt wieder abgebaut wird, werden hier Gesundheitseinrichtungen, Wohnungen, Kindergarten, Büros, Einzelhandelsflächen neugestaltete Grünbereiche und Infrastruktureinrichtungen entstehen.

Das BÜRGERTHEATER
Das Bürgertheater des Landestheaters Niederösterreich blickt auf eine mittlerweile fünfjährige, erfolgreiche Tradition zurück und konnte mit der Zeit immer mehr Bürgerinnen und Bürger St. Pöltens und aus dem niederösterreichischen Umland für das Theaterspiel begeistern, rund 50 Personen sind an der diesjährigen Produktion „Wo bist du hin entwichen?“ von Alfred Komarek beteiligt. Das Niveau des Bürgertheaters liegt dabei weit über reinem Laientheater: Theaterbegeisterte Bürgerinnen und Bürger und anspruchsvolle Stoffe ermöglichen stets hochwertige Produktionen, die bei Publikum wie Fachkritik gleichermaßen Anerkennung finden und wiederholt Auszeichnungen erhielten – 2015 erhielt die dritte Bürgertheaterproduktion Glanzstoff, für die der renommierte Autor Felix Mitterer eigens den Text anfertigte, den Nestroy- Spezialpreis.
Premiere ist am Freitag, 12. Mai, 19.30 Uhr,
weitere Aufführungen gibt es am 18. 5., 31. 5. und 7. 6. jeweils um 19.30 Uhr.
Infos und Karten: Im Landestheater

Die wechselvolle Geschichte St. Pöltens voller Spannungen, Widersprüche und Brüche bildet sich in dem vergangenen und heutigen Bild der Stadt ab. Der immer wieder geübte Umgang mit Veränderung, alten Lasten und neuen Zwängen hat viel mit dem Wesen St. Pöltens zu tun und erweist sich als erstaunlich robuste urbane Überlebensstrategie.

Doch wieso verschwinden Plätze auf einmal – von der Karte, aus dem Stadtbild? Was tritt an ihre Stelle, welche Spuren hallen nach?
Wo lassen sich die Ursachen finden – persönlich, historisch, politisch?

Der 1945 geborene österreichische Autor Alfred Komarek, bekannt für seine zahlreichen, oft verfilmten Kriminalromane, hat eigens für den Abend eine Textfassung zu diesem Thema erstellt.
Nehle Dick, bislang Theatervermittlerin und Regisseurin am Landestheater und nun Leiterin des Bürgertheaters, führt mit den BürgerInnen die Sammlung von Geschichte und Geschichten zu einem Theaterabend zusammen.
Wichtig für das Projekt ist für Alfred Komarek und Nehle Dick, dass die Akteure direkt in den Schreibprozess eingebunden werden. Die Erfahrungswelten der 56 angemeldeten BürgerInnen zwischen 5 und 82 Jahren und der authentische Ton der TeilnehmerInnen werden sich im Stücktext wiederfinden. Es werden verschwundene Orte vorgeschlagen, die historisch bedeutsam oder für die Stadt prägend, aber auch beiläufig, klein und privat fast übersehen sind. Mit Hilfe von Thomas Pulle, dem Leiter des Stadtmuseums St. Pöltens konnten viele solcher Orte ausfindig gemacht werden.
So unterschiedlich die Akteure, so unterschiedlich sind auch die Themen und Spuren, die sich vielstimmig und kaleidoskopartig zu einem Theaterabend verdichten.
Manche Orte sind noch aus Erzählungen oder Erfahrungen bekannt, wie zum Beispiel die Tanzschule Riebl, die mit ihren Tanzveranstaltungen für junge Menschen über Generationen beliebter Treffpunkt war, andere haben historische Dokumente zur Grundlage.

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